Schleimig? Langsam? Altmodisch? Von wegen. Schnecken sind das vielleicht am meisten unterschätzte Superfood Europas. Reich an Proteinen, arm an Fett, voller Mineralien – und dabei überraschend vielseitig, nachhaltig und, ja: richtig köstlich. Wer das für übertrieben hält, sollte sich aufmachen nach Krumpendorf am Wörthersee, zur Kärntner Feinschneckerei Salanda. Dort zeigt Christoph Salanda, wie man mit Schnecken neue Maßstäbe in Sachen Genuss, Regionalität und Tierwohl setzen kann. Und liefert ganz nebenbei ein echtes kulinarisches Statement gegen Vorurteile.
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Vom Slow-Food-Tier zum Eiweißstar
Schnecken liefern, was viele moderne Ernährungsformen suchen: Viel gutes Eiweiß, kaum Kalorien, praktisch kein Cholesterin, dafür Mineralstoffe satt. In 100 Gramm Schneckenfleisch stecken rund 16 Gramm Protein – damit überholen sie nicht nur Eier, sondern auch viele Fischsorten. Dazu gibt es Eisen, Magnesium, Zink, Folsäure, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin B-Komplex. Ihr Fleisch ist gut verdaulich, besonders fettarm und allergenfrei.
Kein Wunder, dass Schnecken unter Ernährungsexperten längst als Superfood gelten. Nur ihr Ruf bei den Essern hat Nachholbedarf. Dabei waren sie über Jahrhunderte hinweg fester Bestandteil europäischer Küche – und zwar nicht nur in Frankreich, sondern auch in Österreich, Süddeutschland und Norditalien. Höchste Zeit also für ein Revival.
Die Kirche und der Trick mit dem Fasten-Fisch
Einen interessanten Schub bekamen Schnecken übrigens im Mittelalter – ausgerechnet durch die katholische Kirche. Weil Schnecken kein echtes Blut haben und keine klassischen „Fleischtiere“ sind, erklärte man sie kurzerhand zum Fisch. Damit konnten sie während der Fastenzeit gegessen werden – ohne gegen kirchliche Regeln zu verstoßen.
Klöster im Alpenraum begannen daraufhin, eigene Schneckengärten anzulegen. Und mit der Zeit wurden Schnecken nicht nur erlaubt, sondern sogar begehrt – nicht nur als Notlösung, sondern als fester Bestandteil der Fastenküche. Papst Pius V. soll gesagt haben: „Ihr möget für alle Zeit Fische sein.“ – eine ziemlich kreative Auslegung kirchlicher Speisevorschriften.
Heute mutet diese kirchliche Regelung skurril an. Aber sie hat dazu beigetragen, dass Schnecken nicht von unseren Speisezetteln verschwanden – und sie liefert bis heute eine gute Story für jedes Schneckengericht mit Aha-Effekt.


Salanda – Schneckenzucht mit See-Charakter
In Krumpendorf, unweit von Klagenfurt, hat Christoph Salanda das Konzept Schneckenzucht neu gedacht – und erfolgreich umgesetzt. Auf einem weitläufigen Gelände mit Blick auf den Wörthersee zieht er rund 80.000 Schnecken pro Jahr auf – ausschließlich für die gehobene Gastronomie im Raum Kärnten.
Geliefert wird an Adressen wie das Hotel Europa Velden, das Schlosshotel Seefels in Pörtschach oder die Seeterrasse Krumpendorf. Wer dort isst, kann sicher sein: Die Schnecken auf dem Teller stammen aus einer artgerechten, transparenten Zucht – keine Massenware, sondern echte Feinkost.

Erst Schnecken wecken – dann Schnecken checken
Salanda selbst hat rund 100.000 Euro in den Aufbau investiert. Er arbeitet komplett ohne Pestizide, Antibiotika oder industrielle Methoden. Die Schnecken – mediterrane Helix aspersa maxima – leben auf offenen Feldern, fressen Kräuter, Gemüse und Salat, ruhen sich in Holzhäuschen aus und überwintern bei Frost im Keller seines Hauses. Fünf bis zehn Prozent Verlust im Winterschlaf sind normal, die übrigen kriechen im Frühjahr zurück ins Grüne. Diesen Aufwachprozess nennt Christoph Salanda „Schnecken wecken“ – und dann kommt das Zählen – wer alles überlebt hat, das „Schnecken checken“.

Feinschneckerei Salanda: Artgerecht, regional, durchdacht
Die Gehege sind mit Holz und Salzrändern geschützt. Die Schnecken verbringen ihr Leben unter natürlichen Bedingungen, mit viel Platz und ohne Stress. Salanda behandelt sie nicht als Massenware, sondern als lebendige Delikatesse – mit Respekt und Sorgfalt. Vor dem Verarbeiten werden sie mehrere Tage gereinigt, dann schonend in heißem Wasser getötet – ähnlich wie bei Krustentieren. Danach folgt die aufwendige Handarbeit: Das Auslösen aus dem Haus, das Putzen, das Sortieren.
Das Ergebnis: makelloses, zartes Schneckenfleisch, bereit für neue kulinarische Höhen.



Mehr als nur Kräuterbutter
Schnecken in Kräuterbutter – klar, das kennt man. Aber Salanda geht deutlich weiter. Er produziert neben den Klassikern auch Schnecken-Ragout, Bolognese, Leberpastete und sogar Burgerpatties. Besonders exklusiv: Schneckenkaviar, also gereinigte Schneckeneier, die per Hand gesammelt und gesalzen werden – eine Rarität, die bei Fine Dining-Köchen sehr gefragt ist.
Ein weiteres Highlight ist die Schneckenleber – klein, intensiv, cremig. Kurz gebraten mit Rosmarin, auf Toast serviert, sorgt sie für große Augen bei Verkostungen. Wer sich auf das Thema einlässt, wird überrascht sein, wie vielschichtig, fein und modern Schnecken schmecken können.


Slow Food mit Erlebniswert
Salanda empfängt regelmäßig Gäste und Gruppen. Bei Führungen erklärt er die Philosophie hinter seiner Zucht, zeigt die Haltung, erzählt von Ernte und Verarbeitung. Dazu gibt es Degustationen mit Schnecken-Variationen, regionalem Wein und herrlichem Wörtherseeblick.
Die Kärntner Feinschneckerei ist damit nicht nur ein Produzent, sondern ein Ort, an dem man Esskultur erleben kann – langsam, leise, intensiv.

Genuss mit Perspektive
Wer Schnecken probiert, entdeckt eine neue Kategorie von Geschmack. Und wer Christoph Salanda besucht, lernt nicht nur etwas über Landwirtschaft, sondern auch über Konsequenz, Nachhaltigkeit und die Wiederentdeckung vergessener Lebensmittel. Schnecken sind vielleicht nicht hip – aber sie haben das Zeug zum echten Signature-Food unserer Zeit: bewusst, lokal, gesund.
Und wenn man nach dem ersten Biss feststellt, dass sie nicht schleimig, sondern herrlich zart sind, hat man sie verstanden. Schnecken checken? Unbedingt.
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Disclosure: Wir verbrachten eine kurze, doch unvergesslich schöne Zeit am Wörthersee. Wir danken für die Einladung, ohne die dieser Artikel nicht möglich gewesen wäre. Dennoch bleibt unsere Meinung nicht käuflich. Hotels und Restaurants überzeugen und begeistern mit ihrer Leistung. Dafür nochmals herzlichen Dank!