Home ReiseAustriaAuf den Spuren der Ritter: Der Tiroler Burgenweg in der Ferienregion TirolWest

Auf den Spuren der Ritter: Der Tiroler Burgenweg in der Ferienregion TirolWest

by Götz A. Primke
Tiroler Burgenweg Ferienregion TirolWest

Die Sage vom Zammer Lochputz : Mystischer Auftakt einer Zeitreise

In der Tiefe rauscht das Wasser, spritzt in feinem Nebel aus moosbewachsenen Felsen, während über mir die Sonne durch das dichte Grün fällt. Ich stehe am Eingang zum Zammer Lochputz – der vielleicht mystischsten Klamm Tirols – und lausche dem ewigen Flüstern des Wildwassers. Hier beginnt nicht nur eine der spannendsten Sagen des Landes, sondern auch meine persönliche Wanderung auf dem Tiroler Burgenweg. Es ist ein Weg durch Geschichte, Landschaft und Legenden – vorbei an trutzigen Mauern, alten Schlossanlagen, märchenhaften Ruinen und uralten Pfaden. Eine Zeitreise zu Fuß durch die Ferienregion TirolWest.

Ein Weg voller Geschichten: Der Tiroler Burgenweg im Überblick

Der Tiroler Burgenweg ist ein etwa 65 Kilometer langer, in fünf Tagesetappen gegliederter Rundwanderweg in der Ferienregion TirolWest. Er verbindet fünf markante Burgen und Schlösser mit acht charmanten Orten im Tiroler Oberland. Konzipiert als interaktives Wandererlebnis, führt er durch abwechslungsreiche Natur, zu historischen Schauplätzen und kulinarischen Stationen.

Tiroler Burgenweg Ferienregion TirolWest

Das Herzstück der Route sind die Burgen: Schloss Landeck, Schloss Wiesberg, Schloss Biedenegg, die Burgruine Schrofenstein sowie die Ruine Kronburg. An jeder Station lassen sich Geschichte und Architektur hautnah erleben. Eine eigene Wander-App bietet angeblich digitale Zusatzinhalte, Audioguides und Infos zu Flora, Fauna und historischen Hintergründen. Zumindest steht das auf der Webseite, im Apple-Store finde ich sie nicht. Sie wäre durchaus ideal für Genusswanderer, Kulturfans und Naturfreunde.

Start in Grins: Zwetschken, Brennkunst und Burgromantik

Unsere Tour beginnt im kleinen Ort Grins. An der Wassertretanlage lässt sich die Wanderlust perfekt aktivieren: kaltes Quellwasser, Bewegung, frische Luft. Schon nach wenigen Metern betreten wir die Genussroute „Stanzer Zwetschke“. Die Bäume hängen voll mit dunkelvioletten Früchten, es duftet süß und leicht fermentiert.

Stanz ist das „Brennereidorf“ der Region. Hier besuchen wir die Giggus Brennerei. Die private Führung führt uns durch glänzende Destillen und dunkle Holzlager, erklärt Brennprozesse und schließt mit einer Verkostung von Edelbränden ab. Eine feine Auswahl aus Zwetschke, Apfel, Vogelbeere und sogar Enzian bringt die Region ins Glas.

Kurze Zeit später steigen wir hinauf zur Burgruine Schrofenstein. In Privatbesitz gelegen, ist sie sonst nicht öffentlich zugänglich. Unsere exklusive Führung öffnet Türen in den alten Bergfried, zeigt Ecken, die Geschichte atmen. Von hier oben reicht der Blick über das Inntal bis hin zum Venet. Die Lage der Burg ermöglichte die Überwachung der Verkehrswege ins Vinschgau, über den Arlberg und den Fernpass.

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Blick vom Bergfried der Burg Schrofenstein über das Inntal

Vorübergehend war Schrofenstein auch Gerichtssitz. Zunächst war sie Sitz von Ministerialen aus Chur und ab dem 13. Jahrhundert Sitz des Tiroler Geschlechtes der Schrofensteiner bis zu deren Aussterben im Jahr 1546. Danach gehörte die Burg lange Zeit dem Geschlecht der Grafen und Fürsten von Trautson. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnt der Verfall der Burg. Heute steht nur noch der zwölf Meter hohe Bergfried, der vom privaten Besitzer renoviert wurde.

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Schloss Wiesberg: Exklusiver Einblick in verborgene Mauern

In Tobadill erwartet uns ein seltenes Highlight: Schloss Wiesberg.  Die Burg wurde vermutlich durch das Hochstift Chur im 13. Jahrhundert erbaut, befindet sich heute in Privatbesitz und ist für öffentliches Publikum in der Regel nicht zugänglich. Seit 1889 das Schloss im Besitz der Familie Landfried.

Für unsere kleine Gruppe öffneten die Eigentümer die Tore. Nach einer kleinen musikalischen Darbietung erhielten wir eine exklusive Führung durch das Schloss, das wie aus der Zeit gefallen scheint. Allerdings unter der Auflage, dass wir keine einzigen Fotos oder Videos erstellen. Originale Wandvertäfelungen, Ritterrüstungen, mittelalterliche Waffen, erhaltener Burghof, kunstvolle Details – ein Kapitel Tiroler Adelsgeschichte, das nicht jeder betreten darf.

Ein Abend im Gasthof Kronburg: Genuss auf 1.066 Metern

Die Burg Kronburg lernen wir wie ein Menü kennen: in zwei Teilen. Den ersten Abend beschliessen wir mit einem rustikalen Abendessen im Gasthof Kronburg zu Füßen der Ruine Kronburg mit feinen Zutaten aus der Region. Die Kronburg ist Teil der GenussWerkstatt TirolWest – das schmeckt man: Käse, Speck, Brot, Aufstriche, alles kommt von Produzenten aus der Umgebung. Ich geniesse Tiroler Graukassuppe und Forelle Müllerin Art. Alles handwerklich ordentlich gemacht. Seit Dezember 2005 gehört die Burg Kronburg mit Gasthof und Klostergarten den Barmherzigen Schwestern von Zams. In der Dämmerung zeichnet sich das Gemäuer der Burg gegen den Himmel ab. Der Abend klingt aus mit Gesprächen, Gläsern und Geschichte.

Tiroler Burgenweg Ferienregion TirolWest
Tiroler Burgenweg Ferienregion TirolWest, Arno Cincelli, Götz A. Primke
Arno Cincelli, Götz A. Primke

Mittelalterspektakel auf Schloss Landeck

Am nächsten Morgen geht es zum Schloss Landeck. Hier findet das jährliche Mittelalterspektakel statt – in der Regel Anfang bis Mitte Juli. Allerdings wurde es 2024 abgesagt und für 2025 steht wohl meinen Recherchen zufolge immer noch kein Termin fest. Ritter Rüdiger begrüßt die Besucher, Gaukler tanzen über die Höfe, Schmiede zeigen ihre Kunst. Es ist eine lebendige, bunte Welt, die Schloss Landeck für ein Wochenende in eine Zeitmaschine verwandelt.

Mittelalterfans aus ganz Tirol und auch aus dem bayerischen Raum kommen in historischer Kleidung und vergnügen sich. Besonders spektakulär sind die Showkämpfe von Rittern, die in vollem Ritterharnisch und Langschwertern aufeinander eindreschen.

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Blick vom Bergfried auf Schloss Landeck und Mittelalterspektakel

Schloss Landeck selbst beherbergt ein Heimatmuseum und ist regelmäßig Schauplatz von Ausstellungen, Lesungen und Konzerten. Wer tiefer in die Geschichte der Region eintauchen will, sollte sich für einen Besuch Zeit nehmen.

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Zum Zammer Lochputz und weiter auf die Kronburg

Nach dem Fest wandern wir zum Kronburger Tobel. Die Zammer Ache zeigt sich wild, schäumt und gischtet durch das enge Felsbett. Der Kronburger Tobel ist ein Canyoning-Paradies für ganz Mutige und Erfahrene. Die Kronburgschlucht trägt viele Namen, einer davon ist „Schönwiescanyon“. Aufgeteilt in vier Abschnitte mit den Bezeichnungen „Upper Banana“ bis „Lower Banana“ präsentiert sich der Kronburger Tobel als sehr anspruchsvolles Terrain für Canyoningprofis.

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Der Kronburger Bach hat im Laufe der Zeit einen beeindruckend tiefen Einschnitt in den Fels geschliffen. Der durchgehend tiefe und eng eingeschnittene Abseilcanyon hat sehr wenige Notausstiege. Im obersten Abschnitt findet man tiefe und rückläufige Pools. Zudem ist die Route sehr kalt und lang. Der Kronburger Tobel zieht sich bis unterhalb der Fahrstraße hinauf nach Kronburg. Von der Brücke an der Kronburger Straße, von der ich mein Foto geschossen habe, genossen wir den Blick auf den Tobel. Einige hundert Meter weiter unten im Tal mündet der Kronburger Bach in den Inn.

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Es folgt der zweite Gang der Kronburg. Die Wanderung führt weiter am Gasthof Kronburg vorbei hinauf zur Kronburg selbst. Sie thront hoch über dem gleichnamigen Wallfahrtsort auf einer Felskuppe.

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Die Kronburg ist die Ruine einer Felsenburg auf einer steilen 1066 m ü. A. hohen Felskuppe zwischen Zams und Schönwies im Tiroler Bezirk Landeck, etwa 350 m über dem Inntal. Die Ruine steht unter Denkmalschutz.

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Oben angekommen, ist der Blick auf das Tal erneut atemberaubend. Die Verbindung aus sagenumwobener Landschaft, historischer Stätte und kulinarischer Rast macht diesen Tag zu einem der eindrücklichsten auf dem Tiroler Burgenweg.

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Zammer Lochputz: Der steinerne Stier und das Flüstern des Wassers

Am Ende meiner Tour erkunde ich den Zammer Lochputz, eine spektakuläre Klamm, in der nicht nur das Wasser tobt, sondern auch die Vergangenheit lebendig wird. Heute ist das ein perfektes Ausflugsziel für Familien mit Kindern. Hier stürzt sich der Lötzbach dreißig Meter in beeindruckender Manier in die Tiefe. Im Laufe der Jahrtausende hat das Wasser sich seinen eigenen Weg ins Tal gebahnt und fließt unbeirrt talabwärts. Eine überlieferte Sage erzählt hier von einem jungen Hirten, der sich unsterblich in eine Wassernymphe verliebte.

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Die Nymphe lebte bei einem alten, hartherzigen Schmied, der den Hirten nur dann zu ihr lassen wollte, wenn er schwierige Prüfungen bestehe. Als der Schmied schließlich sogar die Hängebrücke zerstörte, stürzte der Hirte in die Klamm. Die Nymphe verschwand auf Nimmerwiedersehen. Man sagt, ihr Gesicht sei noch heute im Fels zu erkennen, und der Hirte verwandelte sich in einen steinernen Stierkopf, der als „Lochputz“ bekannt ist. Ob Legende oder Wahrheit – in dieser Kulisse fühlt sich beides möglich an.

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Im Jahr des Wassers 2003 wurde in Zams die Wasserwelt („Zammer Lochputz“) gebaut, die das wichtige Element Wasser ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringt. Im Jahr 2006 wurde die Wasserwelt durch ein Schaukraftwerk der TIWAG und durch eine Kneippanlage erweitert. Von einer Aussichtsplattform hat man einen ungewöhnlichen Blick auf den beeindruckenden Wasserfall. Im Schaukraftwerk wird die Legende des Zammer Lochputzes erzählt.

An den Höhlenwänden befinden sich seltsame Spiegel. Diese Spiegel stammen, laut der Sage, aus einer Höhle unterhalb der großen Silberspitze und diese Legende besagt, dass diese Gesteinsplatten durch ihren Schimmer den Menschen die Möglichkeit bieten, einen Blick in ihr eigenes Herz zu werfen. Außerdem erzählt eine beleuchtete Milchkanne einen Teil der Sage vom Zammer Lochputz – und das Kneippbecken sowie der Kräutergarten der Zammer Kräuterhexe laden zum Verweilen ein.

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Eine besondere Sehenswürdigkeit stellt die Wasserfontäne dar, die die Kraft des Wassers aufzeigt.

Weitere Highlights entlang der Route

Neben den genannten Stationen liegen entlang des Weges noch Schloss Biedenegg in Fließ, sowie weitere Etappenorte wie Zams, Landeck und Schönwies. Der Burgenweg kann flexibel geplant, in einzelnen Etappen oder als durchgängige Tour gewandert werden. Die Infrastruktur ist hervorragend: Unterkünfte, Bus- und Bahnverbindungen, Gasthäuser und Rastplätze sind überall vorhanden.

Und wer eh gerade auf einer Wanderreise ist, der kann drei schöne und jeweils sehr unterschiedliche Destinationen miteinander verbinden: Landeck liegt genau mittig zwischen Imst im Oberinntal und Ischgl im Paznauntal.

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Der Tiroler Burgenweg: Wandern zwischen Fels und Festung

Der Tiroler Burgenweg ist ein rund 65 Kilometer langer Rundwanderweg, der sich durch die gesamte Ferienregion TirolWest zieht. Auf fünf Etappen führt er zu fünf historischen Burg- und Schlossanlagen: Schloss Landeck, Schloss Biedenegg, Schloss Wiesberg, Burg Schrofenstein und die Ruine Kronburg. Dabei geht es nicht nur durch dichte Wälder, über aussichtsreiche Höhenwege und romantische Schluchten – der Weg verbindet Kultur und Natur, Geschichte und Genuss.

Das Konzept ist einzigartig: Der Burgenweg ist thematisch aufgebaut und lässt sich in fünf Tagesetappen erwandern – ideal für kulturinteressierte Wanderer, Familien mit größeren Kindern oder Fans von Mittelalterromantik. Jede Station erzählt ihre eigene Geschichte, viele Abschnitte sind interaktiv inszeniert. Vor allem aber: Man kann überall verweilen, sich Zeit lassen und eintauchen in die Geschichten von Rittern, Fräuleins, Giebeln und Gewölben.


Disclosure: Wir verbrachten eine kurze, doch unvergesslich schöne Zeit in Landeck / Tirol. Wir danken für die Einladung, ohne die dieser Artikel nicht möglich gewesen wäre. Dennoch bleibt unsere Meinung nicht käuflich. Destinationen, Hotels und Restaurants überzeugen und begeistern mit ihrer Leistung. Dafür nochmals herzlichen Dank! 

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