Home ReiseDeutschlandBayern Der Wiesn-Guide zum Münchner Oktoberfest für alle Preissn, Zuagroastn und andere Touristen

Der Wiesn-Guide zum Münchner Oktoberfest für alle Preissn, Zuagroastn und andere Touristen

by Anika-Okje Erdmann
Wiesn Guide Oktoberfest München Schottenhamel Arminia Claudia Roth

Wiesn-Guide Wirteeinzug 2007_0449
Jährlich lockt das Oktoberfest über 7 Millionen Menschen nach München, die dieses Jahr zum 180. Mal mit Millionen von Bierkrügen und mehr als 500.000 Brathendln feiern wollen. Unsere Gastautorin Anika-Okje Erdmann, eine Bremerin, die derzeit in San Francisco lebt, gibt den vielen Touristen mit diesem Wiesn-Guide ein paar Tipps an die Hand, die auch wichtig für die eigene Gesundheit sein können. Der „Zuagroaste“, wie die Münchner alle nicht Einheimischen nennen, der dieser Gaudi das erste Mal gegenübersteht wird sich vermutlich fragen:

„Wie soll ich mich in diesem Chaos aus Feiernden, Besoffenen, Zelten, Biergärten, Hendlbuden und Karrussels zurechtfinden?“

Le Gourmand – Das Geniesser-Magazin hat für Euch ein paar wichtige Punkte herausgefischt, mit denen es Euch, als Touristen und Nicht-Einheimischen, gelingt, gut auf dem Oktoberfest zu bestehen und nicht sofort als totaler Neuling aufzufallen. Natürlich kann unser Wiesn-Guide hier nur eine kleine Auswahl sein. Doch hoffen wir, dass unsere langjährige München- und Wiesn-Erfahrung Euch etwas zur Seite stehen kann.

Contents

Wiesn-Guide: Das richtige Outfit

  • Der Herr zieht seine Krachlederne, also die Lederhosn, und Haferlschuhe an, während die Dame in ihr Dirndl schlüpft.
  • Dirndl für die Damen gibt es von traditionell bis sexy. Leider sind die Dirndl in den letzten Jahren eher zu Mini-Röcken geschrumpft. Das mag zwar sexy aussehen – ist aber nicht typisch für die Tracht und gehört sich auch nicht unbedingt für die Wiesn. Eine kleine Anmerkung: Zu späterer Stunde tanzen viele auf den Bänken. So mancher unreifer männlicher Wiesnbesucher nutzt diese Situation aus und fotografiert mit seinem Handy von unten unter die Röcke. Ich denke, dass keine Frau dies will und mag…

Eine weitere Kunst ist, wie die Schürze gebunden wird. Es gibt einen Unterschied für vergebene und für Single-Damen!

Dirndl-Schleife rechts

    • Ist die Dirnl-Schleife rechts gebunden heißt dies, dass die Frau vergeben ist. Hier haben andere Männer keine Chance und brauchen auch gar nicht ihr Glück versuchen.

Dirndl-Schleife links

    • Die gut sichtbar auf der linken Seite getragene Schleife bedeutet, dass die Frau in dem Dirndl noch zu haben ist. Diese Tragweise ist somit eine Einladung an eventuelle Verehrer, dass hier keine Abneigung besteht, jemand passenden kennen zu lernen.

Dirndl-Schleife mittig

    • Eine mittig vorne getragene Dindl-Schleife zeigt traditionell an, dass die Trägerin noch Jungfrau ist – doch wo gibt es die überhaupt noch? So junge Gören haben jedenfalls zu später Stunde nichts mehr in den Festzelten verloren…

Dindl-Schleife hinten

  • Die Dirndl-Schleife hinten mittig fest gebunden wurde früher von Witwen getragen, die damit ihren Status anzeigten. Achtung: Auch die Kellnerinnen auf der Wiesn tragen die Schleife des Öfteren mal hinten.

Heute aber wird auch gern ausgelegt, dass eine mittig getragene Dirndl-Schleife anzeigt, dass die Frau selbst nicht weiss, was sie will. Es kann aber auch heissen, dass die junge Dame zwar vergeben ist, es aber selbst noch nicht so genau weiss. Auf gut bayerisch: A bisserl wos geht allawei…
Oder mittig und hinten zeigen an, dass hier eine Touristin in ein Dirndl geschlüpft ist und selbst keine Ahnung von diesen Bräuchen hat. Das ist dann eher peinlich.

Wiesn-Guide: Aktion Sichere Wiesn

Für Mädchen und Frauen, die sexuell bedrängt, ausgenutzt oder gar vergewaltigt wurden oder einfach nur so in einer ungünstigen Situation gibt es glücklicherweise mittlerweile die Aktion Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen. Die Organisatoren setzen sich ein gegen sexuelle Gewalt – für mehr Sicherheit für Frauen und Mädchen. Das ist absolut richtig, denn jede geschändete, ausgenutzte oder vergewaltigte Frau ist eine zu viel.

Wiesn-Guide: Das richtige Timing

Es gibt nur für etwa jeden vierten Besucher genügend Sitze in den Zelten und am Wochenende sind es noch weniger. Des Weiteren wird das zweite Wiesn-Wochenende auch gerne „Italienisches Wochenende“ genannt, da dort dann tausende Oktoberfestfans aus dem Süden Europas anreisen. Generelle Regel: Der frühe Wiesn-Besucher kommt ins Zelt!

Wiesn-Guide: Security – Die Sicherheitsleute auf der Wiesn
So mancher von diesen Typen, die als Security auf der Wiesn arbeiten, ist ein Thema für sich. Man will gar nicht erst wissen, was die Typen für eine Strafakte bei der Polizei haben oder ob und weshalb sie schon mal gesessen haben. Das sind zum Teil echte Tiere. So die richtig grossen Kraftpakete. Aber egal, ob Frau oder Mann, es gilt: Einfach nicht widersprechen, nicht reizen, nicht provozieren. Und wenn die Security mal eben passieren möchte: nicht im Weg stehen. Wenn jemand unangenehm auffällt, dann ist der schneller aus dem Zelt draussen, als er reingekommen ist. Derjenige kommt für den Abend in das Zelt auch nicht mehr rein. Sollte jemand richtig viel Ärger machen, dann ist auch die Polizei schnell zur Stelle. Die Wiesnwache und das Rote Kreuz hinter dem Schottenhamel haben jeweils eigene Ausnüchterungszellen. Für unsere italienischen Freunde sind auch einige italienische Carabinieri auf der Wiesn.

Wiesn-Guide Claudia Roth auf dem Oktoberfest

Wiesn-Guide: Wohin? – Die Oktoberfest-Zelte

Es gibt viele verschiedene Zelte, von groß bis klein. Die Klassiker sind:

    • Schottenhamel
      In diesem Zelt wird das Oktoberfest traditionell vom Münchner Oberbürgermeister mit möglichst wenig Zapfenschlägen eröffnet. In diesem Jahr ist das glücklicherweise letztmalig der noch regierende OB Christian Ude. Dort feiern die Traditionalisten und Münchens Jugend. Außerdem kommen diverse B-, C- und D-Promis zum Anstich. So wurden neben Claudia Roth auch Heino und Florian Silbereisen regelmässig gesichtet. Die Münchner Studentenverbindungen haben dort ihre eigenen Boxen. Korporierte aller Couleur sind dort jederzeit willkommen. Einzige Bedingung, die gleichzeitig die Eintrittskarte in das Schottenhamel-Zelt ist, sollten die Tore mal wieder dicht sein: Das Band um die Brust!

Hippodrom

    • Das Wohnzimmer der Münchner VIP’s – Reservierung nötig.

Hacker Festzelt

    • Der Himmel der Bayern: 12.000 Quadratmeter voll mit fröhlichen Menschen, die unter dem einzigartig bemalten Zeltdach feiern.

Hofbräu Festzelt

    • Das internationale Zelt, die Chance um Freunde aus aller Welt zu machen.

Löwenbräu

  • Der Klassiker, auch wenn das Publikum eher älter ist.

Wiesn-Guide: Wie komme ich ins Festzelt?

    Das ist eine jährlich wiederkehrende Herausforderung für alle Wiesnbesucher. Auch Einheimische haben es da nicht leicht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten:

  • Selbst reservieren oder mit jemanden, der reserviert hat, mitgehen. Das funktioniert leider für die Meisten nicht, da die Boxen und grossen Tische in den Zelten schon ein halbes Jahr im voraus gebucht sind.
  • Wie zuvor bereits erwähnt: Der frühe Wiesn-Besucher kommt ins Zelt! Am Wochenende stehen die Ersten bereits um 8 Uhr morgens vor dem Zelt, um einen Sitz zu ergattern.
  • In ein Zelt gehen, das nicht ganz so angesagt ist. Auch die kleinen Zelte haben ihren ganz eigenen speziellen Reiz.
  • Bei schönem Wetter sind auch die Plätze vor bzw. neben den Zelten im Wirtsgarten ein schöner Ort.
  • So mancher Türsteher lässt eher hübsche, fesche Mädels rein als Typen, die schon stark angetrunken sind und nur rumproleten.
  • In einer Firma arbeiten, die selbst einen Oktoberfest-Besuch organisiert – oder in einem Job arbeiten, wo man von Geschäftspartnern zu einem Wiesnbesuch eingeladen wird.

Wiesn-Guide: Weitere Attraktionen

Außer den Bierzelten (Bier, Bier, Bier…) gibt es natürlich auch weitere Attraktionen:

  • Vogelpfeifer
    Der kleinste Stand auf dem gesamten Oktoberfest ist durch die Vogelstimmen, die von überallher erklingen, leicht zu finden. Hier kann der Besucher beweisen, wie gut er Vogelstimmen imitieren kann.
  • Flohzirkus
    Seit 1948 hat das Oktoberfest einen eigenen echten Flohzirkus. Als die Besitzer 2005 fast keine Flöhe mehr hatten, halfen die Münchner Hundebesitzer diesen einzigartigen Zirkus zu retten.
  • Toboggan
    Die Riesenrutsche ist eine der ältesten Fahrgeschäfte. Um auf den 30m hohen Turm zu kommen, muss zunächst in einen Sessellift gesprungen werden.
  • Fedl’s Teufelsrad
    Ein echter Klassiker. Sitzend auf einer großen rotierenden Scheibe, versuchen die Mitarbeiter mit allen Mitteln, die Passagiere zu Fall zu bringen. Mit hohem Alkoholspiegel eine echte Herausforderung.
  • Olympia Loopingbahn
    Eine Achterbahn mit fünf olympischen Looping Ringen.
  • Das Riesenrad
    Romantische Aussicht über der Stadt

Ein Lebkuchenherz ist auch immer ein gutes Geschenk und Mitbringsel. Doch sollte hier der Spruch, der draufsteht, gut gewählt sein. Es gibt da einige echt mega-peinliche Exemplare…

Wiesn-Guide: Wohin nach 22 Uhr?

Schnell noch die letzte Mass bestellen und bei Bedarf ein “Oktoberfest-Gspusi” mit nach Hause oder ins Hotel nehmen, denn gegen 22.30 schließen die meisten Zelte. Die meisten, denn in zwei Zelten (Käfer’s Wiesn Schänke und Kufflers Weinzelt) wird bis um 1 Uhr morgens weitergefeiert.

Wiesn-Guide:  … und dann?

Für alle, die noch immer nicht genug haben gibt es zahllose weitere Partys. Wer kein Taxi oder die öffentlichen Verkehrsmittel nehmen will, findet in München zahlreiche Clubs, z.B. rund um die Sonnenstrasse, in Schwabing oder in der Kultfabrik am Ostbahnhof. Ansonsten haben nahezu alle populären Clubs spezielle „After-Wiesn-Partys“. Allerdings sind auch hier Warteschlangen und hohe Eintrittspreise zu erwarten.

Sollten wir noch etwas vergessen haben, das in Deinen Augen hier unbedingt stehen sollte, dann freuen wir uns, lieber Leser, wenn Du uns dazu etwas in den Kommentaren schreibst.

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8 comments

Rooksack 7. September 2013 - 15:17

Also ich bin dem Oktoberfest ja skeptisch gegenüber. Ich lob mir unsere Volksfeste in Mitteldeutschland, wie den Eisleber Wiesenmarkt und den Weimarer Zwiebelmarkt. Aber bei Gelegenheit würde ich mich auch mal vom Gegenteil überzeugen lassen.

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GAP aka Le Gourmand 8. September 2013 - 22:20

Ja, komm halt mal vorbei hier. Als Berliner war ich der Wiesn ja auch zuerst abgeneigt. Doch hab ich dann in den vielen Jahren hier von Freunden gelernt, wie man eigentlich die Wiesn verstehen muss. Es geht nicht in erster Linie ums Saufen und Party. Sondern einfach nur darum, mit Freunden etwas Spaß zu haben. Es würde mich freuen, Dir hier mal die Wiesn näher zu bringen.

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Gipfelfieber 10. September 2013 - 16:58

Der wichtigste Hinweis fehlt, meines Erachtens: Am mittleren Wiesn-Wochenende den Rucksack ins Auto packen und gänzlich aus der Stadt verschwinden. Ist angenehmer…
Im Übrigen sei erwähnt, dass es dieses Jahr wieder die „Oide Wiesn“ gibt. Kostet zwar Eintritt, ist aber schön, weil sie einfach ursprünglicher ist.

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GAP aka Le Gourmand 5. September 2016 - 11:36

Ja, stimme Dir vollkommen zu. Doch sollte man mittlerweile leider nicht mehr mit Rucksack auf die Wiesn gehen.

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La Nuit du Champagne: Wie Ruinart kunstvoll ein Diner begleiten kann | Le Gourmand – Das Genießer-Magazin 21. März 2014 - 12:01

[…] Gastronomie mitliest. Der “Junior” entstammt der Dynastie, der unter anderem das Schottenhamel-Festzelt auf dem Oktoberfest gehört, in dem regelmässig mit viel Prominenz der […]

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GAP aka Le Gourmand 5. September 2016 - 11:34

Ich finde, jedes Volksfest auf der Welt hat seine Berechtigung, wenn es zu der Stadt, der Region, der Bevölkerung passt. Womit ich auch sage, dass ich kein grosser Fan von den tausenden Oktoberfest-Kopien auf der Welt bin. Die führen nur dazu, dass diverse Leute weltweit denken, wir Deutschen rennen alle den ganzen Tag in Lederhose und Dirndl rum…

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GAP aka Le Gourmand 5. September 2016 - 11:36

Stimmt, die Oide Wiesn ist ebenfalls etwas sehr besonderes. Dazu werde ich auch mal etwas schreiben. Leider findet sie ja nicht jedes Jahr statt, da sie sich mit der Landwirtschaftsmesse abwechselt. Doch ist die Oide Wiesn mittlerweile der fast einzige Platz, wo man sonntags mit Kindern hingehen kann….

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