Ballonfahrt im Kaiserwinkl: Aufsteigen in den Himmel Tirols

by Götz A. Primke
Ballonfahrt im Kaiserwinkl

Es ist noch dunkel, als wir aufbrechen. Der Kaiserwinkl schläft, die Täler sind still. Nur das gelegentliche Knirschen unserer Schritte auf dem noch feuchten Wiesenboden und der Schein der Stirnlampen, die über die Wiese vor dem Startplatz huschen, durchbrechen die Ruhe dieses frühen Morgens. 6 Uhr – die Welt gehört den Entschlossenen. Und den Ballonfahrern. Wir brechen auf zu einer Ballonfahrt im Kaiserwinkl.

Ballonfahrt im Kaiserwinkl

Die Luft ist klar, die Temperatur frisch, aber nicht beißend. Im Osten kündigt sich der Tag erst zögerlich an. Ein fahler Schimmer über den Gipfeln des Zahmen Kaisers lässt erahnen, dass dieser Morgen einer dieser ganz besonderen werden könnte. Kein Nebel, kein Sturm – beste Bedingungen für unser Abenteuer. Wir stehen am Rande einer großen Wiese auf dem Golfplatz Walchsee-Moarhof in der Nähe von Walchsee, mitten im Kaiserwinkl, und helfen, zwei Fesselballons aus den Anhängern zu ziehen. Ihre Hüllen, sorgfältig gefaltet und in schweren Säcken verstaut, erinnern noch wenig an das, was sie in wenigen Minuten sein werden: majestätische Flugkörper, bereit, uns über Tirol hinweg zu tragen.

Ballonfahrt im Kaiserwinkl

Das Ballonteam ist routiniert, freundlich, aber bestimmt. Jeder Handgriff sitzt. Ohne Worte verstehen sich die Männer und Frauen, die seit Jahren in der Region Ballonfahrten durchführen. Der Veranstalter – Alpin Ballooning, ansässig in Kössen – zählt zu den erfahrensten im Alpenraum.

Ballonfahrt im Kaiserwinkl

Die Szene ist klein, man kennt sich, vertraut sich, arbeitet wie ein Uhrwerk. Und wir sind mittendrin. Wir breiten die gigantischen Ballonhüllen aus, ziehen sie Meter für Meter über die Wiese, halten Leinen, befestigen Brenner, richten Körbe aus. Und dann ist da dieser Moment, in dem aus Stoff und Seil ein Flugkörper entsteht.

Ballonfahrt im Kaiserwinkl

Wenn der Stoff zu leben beginnt

Der Ventilator beginnt zu dröhnen. Kalte Luft füllt den liegenden Ballon langsam auf, die Hülle hebt sich leicht, bekommt Form. Dann, mit einem lauten Fauchen, zündet der Brenner zum ersten Mal. Heiße Luft strömt in das sich bereits rundende Innere der Hülle. Innerhalb weniger Minuten erhebt sich der Ballon majestätisch, wie ein träger Riese, der langsam erwacht. Die ersten Sonnenstrahlen treffen auf das bunte Gewebe – leuchtendes Rot, kräftiges Gelb, tiefes Blau. Es ist ein Anblick, den man nicht vergisst.

Ballonfahrt im Kaiserwinkl

Und dann der Moment: „Einsteigen bitte!“ ruft der Pilot. Wir klettern in den Korb. Drei, vier kräftige Feuerstöße, und schon beginnt unser Aufstieg. Langsam, aber mit entschlossener Eleganz hebt sich der Ballon vom Boden. Der Wind greift sanft unter das Ballonsegel, der Boden entfernt sich zusehends, und mit ihm die Geräusche, der Trubel, die Welt. Eine fast meditative Stille legt sich über die Szenerie. Nur das gelegentliche Fauchen des Brenners erinnert daran, dass wir uns bewegen.

Ballonfahrt im Kaiserwinkl

Über den Dingen: Ballonfahrt im Kaiserwinkl

Unter uns breitet sich das Kaiserwinkl-Panorama aus wie eine sorgfältig arrangierte Miniaturlandschaft. Der Walchsee glänzt silbern im ersten Licht des Tages, eingerahmt von satten Almwiesen, die in das majestätische Kaisergebirge übergehen. Hinter uns erhebt sich der Zahme Kaiser, mit seinen zackigen Felsen, fast unwirklich in seiner Klarheit. Vor uns liegt Bayern, in sanften Dunst gehüllt, während wir unaufhaltsam dahinziehen. Kein Motor, kein Steuer. Nur der Wind entscheidet über unseren Weg.

Ballonfahrt im Kaiserwinkl

Der Blick reicht weit. Die schneebedeckten Gipfel der Hohen Tauern im Süden, das markante Profil des Wilden Kaisers im Osten, die Chiemgauer Alpen im Norden. Wir gleiten lautlos über die Wälder, Wiesen und Dörfer hinweg, bestaunen Höfe, Kirchen, Almhütten. Und immer wieder schauen wir uns an – staunend, lächelnd, sprachlos.

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Auf etwa 2.000 Meter Höhe erreicht die Fahrt ihren ruhigsten Punkt. Kein Luftzug mehr, keine Erschütterung, kein Geräusch. Nur wir, der Korb, die Hülle – und der Himmel. Es ist dieser Moment, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Kein anderer Sport, kein anderes Erlebnis vermittelt diese Mischung aus Freiheit, Stille und Erhabenheit. Wer einmal eine Ballonfahrt im Kaiserwinkl gemacht hat, versteht, warum Ballonfahrer von ihrem Sport schwärmen wie Pilger von einer göttlichen Erfahrung.

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Tiefer über Bayern: Näher als erlaubt

Langsam verlieren wir an Höhe. Der Brenner faucht in regelmäßigen Abständen, während der Pilot seinen Blick wachsam über Landkarte und Horizont schweifen lässt. Wir treiben weiter Richtung Nordwesten, der Walchsee liegt längst hinter uns, das Gebirge ist nur noch Silhouette, wir fahren mit dem Ballon über dem Chiemgau. Unten ziehen die ersten Häuser von Achenmühle vorbei, Gärten, Garagen, Dächer. Sehr nah, manchmal beängstigend nah.

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Die A8 kommt in Sicht – jener vielbefahrene Autobahn, die München mit Salzburg verbindet. Ein seltsames Gefühl, über einer Autobahn zu schweben, scheinbar schwerelos und doch so präsent. Und dann das wohl kurioseste Erlebnis dieser Fahrt: In einem bayerischen Wohngebiet schweben wir so niedrig, dass wir Menschen auf Balkonen erkennen. Ein Mann steht, Zahnbürste in der Hand, im Pyjama auf dem Balkon, starrt ungläubig nach oben. Eine Frau im Morgenmantel winkt überrascht. Ein anderer eilt mit dem Handy zur Tür. Wir sind ein fliegendes Spektakel.

Ballonfahrt im Kaiserwinkl

Die Landung in der Wiese

Der Pilot sucht eine geeignete Landestelle. Eine große, freie Wiese in der Nähe der Autobahn scheint passend. Mit präzisen Kommandos und geübten Handgriffen beginnt der Landevorgang. Wir rauschen über Baumwipfel, sinken langsam. Dann, ein sanftes Rumpeln, das Knistern des trockenen Grases unter dem Korb – und wir stehen. Sanft, sicher, mitten im bayerischen Nirgendwo. Oder bestens abgesprochen und geplant. Denn plötzlich ist auch der VW-Bus mit dem Ballon-Anhänger auf dem Feld.

Ballonfahrt im Kaiserwinkl

Der Wind legt sich, die Hülle sinkt langsam in sich zusammen, als würde sie nach getaner Arbeit wieder schlafen gehen. Wir steigen aus, erleichtert, begeistert, ein wenig ehrfürchtig.

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Die Ballonfahrertaufe: Adelige unter sich

Doch damit ist das Abenteuer noch nicht vorbei. Wie es die Tradition verlangt, erhalten wir nach unserer ersten Fahrt die feierliche Ballonfahrertaufe. Mit einem Glas Sekt in der Hand knien wir im Gras, während unser Pilot mit einem brennenden Docht, etwas Asche und dem Taufspruch den feierlichen Akt vollzieht. Mein neuer Titel lautet fortan: „Baron Götz, in klarer Alpenluft mutig entschwebender Luftraum-Späher am Zahmen Kaiser.“ Der Spruch dazu: „Ehre dem, der alles hat geschaffen.“

Wir lachen, stoßen an, und fühlen uns für einen Moment wie Teil einer alten Zunft. Es ist ein ritueller Abschluss, liebevoll inszeniert, humorvoll und doch ernst gemeint. Diese Fahrt wird bleiben – als Erinnerung, als Geschichte, als Höhepunkt einer Reise in den Himmel Tirols.

Rückschau und Perspektiven: Warum diese Fahrt bleibt

Was bleibt, ist mehr als nur ein touristisches Erlebnis. Die Ballonfahrt im Kaiserwinkl war eine stille, tiefgehende Reise – getragen vom Wind, geführt von der Natur, eingefasst in eine Region, die in ihrer Klarheit und Ursprünglichkeit kaum zu übertreffen ist. Die majestätische Kulisse des Kaisergebirges, die zarte Weite des Alpenvorlands, der kühle Morgenwind – all das verschmilzt zu einem Erlebnis, das den Begriff „Erholung“ neu definiert.

Was mich besonders beeindruckt hat, war die Professionalität von Alpin Ballooning, die ruhige Kompetenz der Piloten, das perfekte Zusammenspiel zwischen Natur und Technik. Und natürlich das Panorama: Wer einmal über den Walchsee geschwebt ist, wer den Wilden Kaiser von oben gesehen hat, wird den Kaiserwinkl mit anderen Augen sehen. Dieses Erlebnis ändert den Blick.

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Stimmen anderer Reisender: Blogeinblicke von Kolleginnen und Kollegen

Auch andere Reiseblogger haben dieses Erlebnis eindrucksvoll beschrieben. Philip aka killerwal schildert seinen Flug sehr bildhaft begleitet von großartigen Fotos.

Und Steffi aka Gipfelglück bietet einen sehr atmosphärischen Blick auf das Erlebnis. Zwischen Himmel und Erde, eingebettet in das Spiel von Licht und Landschaft – sehr lesenswert.

Fazit: Schweben statt hetzen – und Tirol aus der Luft entdecken

Wer Tirol von seiner schönsten, ruhigsten Seite erleben möchte, sollte den Kaiserwinkl besuchen. Und wer das Besondere sucht, dem sei eine Ballonfahrt mit Alpin Ballooning empfohlen. Es braucht kein Adrenalin, keine Höhepunkte im klassischen Sinne. Es braucht nur Stille, Weitblick – und einen Korb unter einem Segel.

Die Ballonfahrt im Kaiserwinkl ist mehr als ein Programmpunkt. Sie ist ein Innehalten. Ein Eintauchen in den Himmel. Und ein wunderbarer Anfang – für einen Tag, für eine Reise oder vielleicht sogar für einen neuen Blick aufs Leben.


Disclosure: Wir verbrachten eine kurze, doch unvergesslich schönen Zeit im Kaiserwinkl. Wir danken für die Einladung, ohne die dieser Artikel nicht möglich gewesen wäre. Dennoch bleibt unsere Meinung nicht käuflich. Destinationen, Hotels und Restaurants überzeugen und begeistern mit ihrer Leistung. Dafür nochmals herzlichen Dank!  

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