Home LifestyleGAP Gothaer Versicherung: Aggressiver telefonischer Kundenfang – und der Vertreter distanziert sich

Gothaer Versicherung: Aggressiver telefonischer Kundenfang – und der Vertreter distanziert sich

by Götz A. Primke

Gothaer Versicherung - aggressive telefonische Kundenakquise„Ich finde es nicht gut, wie die Gothaer auf Kundenfang geht!“, so distanziert sich mir gegenüber der Versicherungsvertreter Frank Westphal. Wie kommt es dazu? Am späten Vormittag rief mich heute Frau Petra Zierau im Namen der Gothaer Versicherung an. Sie fragte, ob ich einen Termin mit Herrn Frank Westphal von der Gothaer haben möchte, er würde sich freuen für eine halbe Stunde bei mir vorbei zu schauen und über mein Unternehmen zu reden. Ich fragte nach, woher denn die Gothaer meine Telefonnummer hätte. Petra Zierau antwortete, dass es ihrer Vermutung nach die Daten von Herrn Westphal oder aus dem Gewerberegister seien. Er würde sich in seiner Umgebung umschauen und sich dann an Unternehmen wenden.

Hat mir die Dame ihren richtigen Namen genannt? Ich finde im Netz keinen Eintrag für Petra Zierau. Zumindest ist die Telefonnummer, von der mich Petra Zierau eben anrief, im Internet schon einschlägig bekannt. Auf der Webseite „Wer ruft an“ steht zur Telefonnummer: 030-50 59 10 127: „Gothaer Versicherung – rufen ohne Zustimmung an. Jetzt habe ich mal ein Schreiben an die Kundenbetreuung aufgesetzt und mal schauen was ich als Antwort bekommen werde.“ Die Webseite Tellows hat gleich eine ewig lange Auflistung von genervten Leuten, die diese Nummer anklagen und publik machen. Auch auf „who calls me“ sind ein paar Kommentare zu dieser aggressiven Werbemasche der Gothaer verzeichnet. Schließlich zeigt die Graphik auf telefonstatistik.de, dass fast täglich Nutzer nach der Telefonnummer der Gothaer suchen.

Da ich als Freiberufler keinen Gewerbeschein brauche, kann es also schon mal nicht das Gewerbeamt sein. Woher also kennt mich Frank Westphal? Sogar so gut, dass er gern einen Termin mit mir hätte und sich über mein Unternehmen unterhalten möchte. Ich liess es mir also eben nicht nehmen, Frank Westphal anzurufen. Petra Zierau wollte mir schon seine Daten nicht geben – die Freundlichkeit der Gothaer hört da auf, wo die Neugier des Nachfragers anfängt. So ist es nur möglich, die Daten von Frank Westphal von der Gothaer zu bekommen, wenn man bereit ist, einen Termin zu vereinbaren. Ich denke allerdings, dass ich auch dann nicht seine Daten bekommen hätte – sondern er meine. Ich hätte ihn dann erst beim ersten Treffen nach einer Visitenkarte anfragen können. Doch gibt es ja das Internet. Und da hat Frank Westphal seine Gothaer Hauptgeschäftsstelle in der Ridlerstr. 37a, 80339 München, auf den Seiten der Gothaer Versicherung platziert.

Wo ist diese Ridlerstrasse eigentlich? Sieh an: um die Ecke von Münchens sündiger Meile, der Hansastrasse. Wenn also das aggressive Telefonmarketing zuwenig bringt, dann könnten die Herren von der Gothaer ja die Möglichkeit nutzen, in der Villa Flora lecker zu essen oder die Annehmlichkeiten des Rotlichtgewerbes zu geniessen. Sowas soll ja dem Vernehmen nach in der Versicherungsbranche üblich sein…

Doch, oh Überraschung: Herr Frank Westphal kennt mich garnicht. Auf meine Frage, was er denn von mir wünscht, wusste er keine Antwort. Auf meine Frage, warum er dann bei mir nach einem Termin nachfragen lässt, wusste er auch keine Antwort. Und wie meine Daten an die Gothaer kommen, dies wusste er auch nicht. Jedenfalls nicht von ihm. Ich konfrontierte ihn damit, dass mich allerdings doch eben in seinem Namen von der Gothaer eine Frau Petra Zierau angerufen habe. Tja, davon wüsste er nichts. Und es täte ihm leid, er entschuldigte sich bei mir dann nochmal nachdrücklich. Und sagte, dass er den Kundenfang der Gothaer nicht gut findet.
Nunja, vielleicht sollte er sich einen anderen, seriöseren Arbeitgeber suchen? Es gibt genug Versicherungen, insbesondere in München…

Die Presseabteilung der Gothaer Versicherung hat mir zugesagt, dass sie sich bis Montag erkundigen wolle, wie es passieren kann, dass meine Daten in deren Verzeichnis gekommen sind. Und ich hoffe, ich bekomme auch eine Antwort auf meine Frage, ob diese Methoden des aggressiven Telefonmarketings üblich bei dieser Versicherung sind. Für den Ruf der Gothaer sind solche Marketingmassnahmen jedenfalls nicht zuträglich…
Die Antwort bringe ich dann hier als Artikel oder gerne kann die Gothaer hier im Kommentarfeld antworten. Dafür ist sowas ja da.

Übrigens twittert die Gothaer auch schon. Allerdings finde ich den Twitter Account ziemlich schlecht. Das sieht mir sehr nach Sales-getriebenem Monolog aus, nicht nach Dialog. Und auf der Facebook Fanpage habe ich eben eine kleine Frage eingestellt, diesen Artikel werde ich dort auch verlinken.

Nachtrag, Freitag 17.45 Uhr: Mittlerweile hat die PR-Abteilung der Gothaer reagiert. Die Pressereferentin der Gothaer, Sabine Essing, antwortete mir per E-Mail:

„Wir haben eine Multisriskversicherung, die speziell auf den Versicherungsbedarf von Gastronomiebesitzern zugeschnitten ist und einen umfassenden Schutz für die Risiken im Gastronomiebereich bietet. Um Gastronomiebesitzern im Raum München diese Versicherung vorstellen zu können, haben wir ausgewählte Geschäftskunden hierzu angerufen. Scheinbar sind auch Sie in Ihrer Funktion als Herausgeber von „Le Gourmand“ angesprochen worden.“

Aha, sehr interessant. Da geraten Online-Publikationen und Reise-, Gastro-Journalisten also auch in den Fokus als Gaststätten. Ich frage mich dann, wann hier der erste Bierverlag eine Leitung einer Münchner Brauerei in mein Büro legen will, Weißbier online also…
Und weiter schreibt sie:

„Unser Fachbereich ging rechtlich von einer Legitimation auf Basis einer sogenannten mutmaßlichen Einwilligung gemäß § 7 Abs. 2 UWG (Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb) aus. Wir lassen dies umgehend prüfen und werden – so erforderlich – entsprechende Maßnahmen ergreifen. In jedem Fall entschuldigen wir uns bei Ihnen für dieses Versehen.“

Nunja, mutmaßlich? Nein, ich war mutmaßlich nicht einverstanden. Und ich wünsche, daß meine Daten gelöscht werden. Außerdem frage ich mich immer noch, warum der Telefonvertrieb hier so aggressiv vorgeht, der zuständige regionale Versicherungsvertreter aber offensichtlich noch nicht mal eingeweiht ist.

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2 comments

Der Kölner 5. April 2013 - 11:48

Vielen Dank für diesen Artikel. Mich hatte soeben eine Dame aus der „Gothaer Zentrale“ mit der Rufnummer 030505910125 angerufen und wollte einen Termin für die neue, spezielle Altersvorsorge anbieten.

Auf die Nachfrage, welches CallCenter sie sei, wiederholte sie, dass sie von der „Gothaer Zentrale aus Berlin“ anrufe. Bis heute ist die Zentrale von Gothaer aber immer noch in unserem schönen Köln und Gothaer Berlin hat eine völlig andere Nummer – also doch CallCenter!

Mit Hinweis auf die vielsagende Überschrift, die in Google sofort an erster Stelle stand „Gothaer Versicherung: Aggressiver telefonischer Kundenfang“ war die CallCenter Dame sehr schnell bereit, ohne weitere Kommentare, sofort aufzulegen.

Von daher: Vielen Dank für diesen Artikel, auf dass diesen noch viele andere, von dem „Gothaer Vertrieb“ Belästigte, lesen werden.

Vielen Dank Herr Primke!

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GAP aka Le Gourmand 5. April 2013 - 13:40

Ganz herzlichen Dank für diesen Kommentar. Ich stelle fest, dass der Kundenfang über das Call Center mit dieser Nummer wieder stark zugenommen hat. Ich erhalte dank Google immer wieder Leser, die nur die Telefonnummer eingeben und auf meiner Seite landen. Das spricht für sich… Mir wurde allerdings auch gesagt, dass dies absolut üblich sei als Kaltakquise. Nun, das mag sein. Ich finde es jedenfalls nicht lustig…

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