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Kreta für Weinliebhaber – immer eine Reise wert!

by Elisabeth Duckeck
Kreta für Weinliebhaber
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Um es vorwegzunehmen: ich bin kein Sommelier! Ich kenne auch nicht die Sprache der Weinkenner, wie z.B. der Wein schmeckt nach Butter, Marmelade, Früchten und riecht nach wilden Blumen, violett, grün und was sonst noch. Für mich muss ein Wein einfach nach meinem Geschmack sein: trocken und süffig. Ich bin auch kein wirklich passionierter Weintrinker. Wenn ich Wein trinke, dann weil mir gerade danach ist oder weil er einfach ein gutes Essen abrundet. – Unsere Co-Autorin Elisabeth Duckeck lebt auf Kreta, liebt Kreta, liebt kretische Weine und stellt uns heute Kreta für Weinliebhaber vor.

Wer also diesen Artikel liest, sollte keinen Bericht über das Aroma oder die Blume bestimmter Weine erwarten. Es ist nichts weiter als ein Bericht über einen Ausflug, den ich heute zusammen mit meiner Tochter am Tag der offenen Tür der Winzer in Griechenland – in meinem Fall – Kreta gemacht haben.

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Als ich mich vor 20 Jahren dazu entschlossen habe, auf Kreta heimisch zu werden, mochte ich die Weine dieser Insel gar nicht. Die meisten Weine waren einfache, nicht wirklich fachmännisch gereifte Weine ohne wirklichen Charakter, die von den Einheimischen aus Rosinentrauben hergestellt und in oft einfachen Holzfässern gelagerten wurden. Sie hatten so gar nichts mit den Weinen zu tun, die wir zuhause immer getrunken hatten. Mein Vater hatte im Laufe seines Beruflebens einen regen Handel mit Rotwein aus der Provence und Weißwein aus dem Elsaß unter seinen Arbeitskollegen, Freunden und Bekannten getrieben.

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Wenn man damals Glück hatte, so wie ich mit meinem Schwiegervater, der auch Wein aus seinen Trauben in einem alten Sherryfaß reifen ließ, bekam man auf Kreta einen einigermaßen trinkbaren Wein, der eher an trockenen Sherry erinnerte als an Wein. Mein persönliches Highlight war, als mein Schwiegervater das Faß anzapfte, das er vor damals 30 Jahren bei der Geburt seines zweiten Sohnes anzapfte.

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Doch im Laufe der letzten Jahre hat sich tatsächlich viel getan. Die Kinder und Enkelkinder der Winzer haben Weinbau studiert und im Ausland gearbeitet, und sie haben ihr Wissen, wie man einen Wein richtig pflegt, mit in die elterlichen und großelterlichen Betriebe eingebracht. Viele der Weine, die auf Kreta angebaut werden – und ich kann hier nur für Kreta sprechen – können mit der internationalen Konkurrenz mithalten. Auch in Deutschland präsentierten einige Winzer bereits unter dem Motto „OINOS – Das neue Weingriechenland“ ihre exzellenten Weine aus ganz Griechenland.

Aber es gibt einen bestimmten Grund, warum ich ausgerechnet heute diesen Ausflug in eine der Weingegenden Kretas gemacht habe.

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Kreta für Weinliebhaber: Weingut Paterianakis

In dem Hotel, in dem ich als Guest Relations Managerin arbeite, hatten wir auf einer unser wöchtenlichen Begrüßungen unser Stammgäste einen Weißwein kredenzt, der mich total „geflasht“ hat: Moschato Spinas (Μοσχατο Σπινας) aus dem Weingut Paterianakis. Genau nach meinem Geschmack. Süffig, vollmundig, aber dennoch leicht. Da laut Internetseite der Winzerei diese normalerweise am Wochenende geschlossen ist, den einzigen beiden Tagen, wo ich Zeit hätte, habe ich an diesem Wochenende die Gelegenheit genutzt, dort hinzufahren, zumal ich vor hatte, meine Eltern bei ihrem alljährlichen Kreta-Besuch dort hinzuschicken.

Die Winzerei selber liegt direkt an einer gut ausgebauten Straße im Weinbaugebiet Peza, wenige Kilometer hinter dem Ort Melesses. Es herrschte reger Betrieb und ich wurde dort sehr freundlich von einer jungen Dame empfangen, die mir auch alle Weinsorten zu probieren gab, natürlich auch meinen „Liebling“. Laut Prospekt findet der Anbau biologisch statt. Leider gab es keine Möglichkeit, die Winzerei näher zu besuchen – außer dem Verkaufsraum und den Gastraum. Seltsamerweise durften auch keine Fotos gemacht werden, eine Erklärung dafür gab es leider nicht. Viel zu sehen war auch nicht, außer dem Tisch mit den Weinen, die es zu probieren gab und den erwähnten Räumlichkeiten. Auf die Frage, ob denn die Möglichkeit bestünde, die Winzerei später nochmals zu besuchen, wurde mir mitgeteilt, dass dies immer besser gegen Voranmeldung per Email möglich sei… Esel….

Das Geräusch: Ein Asthmatiker kurz vorm letzten Orgasmus, sein letzter vergeblicher Atemzug. DerGrund: eine kleine Eselfamilie unterhält sich. #travelculinarygreece #apolloniabeachcrete #greece #crete #kreta #wedolocalApollonia #blogtrottersgr #Griechenl

Von den Weißweinen gefiel mir der „Moschato Spinas“ am besten. Ein schöner, blass-gelber, nach Muscat-Traube duftender Wein, vollmundig, süffig. Ein Wein, den man auch mal an warmen Sommerabenden auf der Terrasse genießen kann. Dieser Wein hat einige Auszeichnungen bekommen.

Von den Rotweinen gefiel mir der „Melissokipos“ am besten. Ein Blend aus Kotsifali und Mantilari-Trauben. Dieser erinnert mich stark an die Rotweine Südfrankreichs.

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Kreta für Weinliebhaber: Winzerei Lyrarakis

Ein Schotterweg führt zum Weingut
Ein Schotterweg führt zum Weingut

Nur einige wenige Kilometer von der Paterianakis Winzerei entfernt, findet man über einen Schotterweg, weitab jeglicher Behausung, die Winzerei Lyrarakis. Eigentlich hatte ich nicht wirklich vor, dorthin zu fahren, aber wir waren bei Paterianakis doch schneller fertig als gedacht, sodass wir dann doch noch weiter sind.

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Syrah Weinstöcke

Der Empfang war sehr freundlich; im Vergleich zu der anderen Winzerei, hatten sich einige wenige Touristen und offensichtlich auch ein Sommelier hierher „verirrt“. Obwohl die Winzerei Lyrarakis nur etwa 4 Kilometer von Paterianakis entfernt liegt, findet man hier völlig andere Weine vor.

Auf der Fahrt zur Winzerei fährt man an den Weinstöcken vorbei, einige davon sind sogar mit der Sorte markiert. Das Weingut selber bietet laut Prospekt auch Führungen an sechs Tagen der Woche an und gegen Voranmeldung Events wie eine Führung mit Wein- und Käseverkostung, eine Führung mit Weinverkostung und Delikatessen Kretas, sowie eine Führung mit Weinverkostung und traditionellem Essen.

Auch an diesem Wochenende wurden verschiedenen Aktivitäten mit Weinverkostung angeboten, die ich zeitlich leider nicht wahrnehmen konnte. Und es durfte alles fotografiert werden…

Der Wein, der mich am meisten in dieser Winzerei beeindruckt hatte, war ein Weißwein mit dem Namen „Dafni“. Δαφνη bedeutet Lorbeer –

Merlot Weinstöcke
Merlot Weinstöcke

– und genau danach hat dieser Wein nicht nur geduftet sondern auch geschmeckt! Ein wirklich außergewöhnliches Geschmackserlebnis von einem goldfarbenen Wein! Laut der freundlichen Dame, die die Weine präsentierte, sehr gut für Fisch- und Fleischgerichte, die mit vielen Kräutern zubereitet wurden. Das konnte ich mir bei diesem Wein auch bildlich gut vorstellen: ein schönes Lamm mit Rosmarin zubereitet, dazu würde dieser Wein bestens passen! Die Rebsorte Dafni ist mit die älteste Rebsorte, die auf Kreta angebaut wird. Sie geriet lange in Vergessenheit und galt schon als fast verloren, bis sich einige wenige Winzer dieser Sorte wieder angenommen haben und sie jetzt wieder verstärkt anbauen. Sie wurde bereits lange vor der Zeit Christi auf Kreta angebaut und

Verkaurs- und Ausstellungsraum Lyrarakis Winzerei
Verkaurs- und Ausstellungsraum Lyrarakis Winzerei

eignet sich besonders gut für diese Region, da sie sehr gut mit der Trockenheit und Hitze der Insel zurechtkommt.

Zu den fast verschwundenen kretischen Rebsorten gehört außerdem Plyto. Die Winzerei Lyrarakis ist eine der wenigen, die diese Rebsorte wieder anbauen und daraus einen schönen, frischen Weißwein herstellen.

Als zweiten Weißwein präsentierte sie mir „Vidiano“, ein Wein 100% aus der Vidiano Traube, im Faß gereift. Aus dem Glas kam mir ein intensiver Duft entgegen: nachdem die nette Dame mir es sagte, erkannte ich den Duft nach Pfirsich und Mirabelle, im Abgang schmeckte er tatsächlich auch intensiv danach. Ich fand diesen Wein hochinteressant, aber für mich gewöhnungsbedürftig. Jetzt im Nachhinein glaube ich sogar fast, dass mir dieser Wein vielleicht doch gefallen könnte.

Open Doors mit Verköstigung in der Lyrarakis Winzerei
Open Doors mit Verköstigung in der Lyrarakis Winzerei

Meine Tochter entdeckte dann noch in dem Kühler zwischen den Weinen eine Flasche, die komplett mit einem weiss-schwarzen Etikett verklebt war. Auf die Frage, was das denn sei, wurden wir aufgeklärt, daß es sich hierbei um „Za Za Zu“ handelt – nach der Kostprobe bemerkte ich dann auch, daß wenn man davon zuviel trinkt, tatsächlich zazazu ist! Hierbei handelte es sich um einen halbtrockenen Schaumwein, der gar nicht mal so schlecht war!

Die roten Weine hatten mich, ehrlich gesagt, nicht so eingenommen. Gepflegte Weine, die sich meiner Meinung nach aber nicht sonderlich von den üblichen trockenen Weinen abheben. Dennoch sind auch viele Weine dieser Winzerei preisgekrönt!

Kreta für Weinliebhaber: Wines of Crete und kritische Weinsorten

Auszeichnungen der Weine Lyrarakis
Auszeichnungen der Weine Lyrarakis

Um noch einen kleinen Exkurs zu den kretischen Rebsorten anzufügen: wie bereits erwähnt, kannte ich, bis ich nach Kreta kam, nur die französischen und deutschen Rebsorten, wie Riesling, Muskadet, Gewürztraminer u.ä.

Kreta hat seine eigenen, über die Jahre der Abgeschiedenheit entwickelten Trauben. Hier findet man Kotsifali, Mantilari und Liatiko als rote Trauben und die weiße Vilana-Traube.

Alte Weinpresse
Alte Weinpresse

Ausserdem werden noch angebaut Romeiko, Vidiano, Dafni, Plyto, Thrapsathyri, Malvasia und Moschato Spina. Internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot und Chardonney haben sich gut an das kretische Klima angepasst. Mehr Infos dazu gibt es hier.

In der Winzerei Lyrarakis fand ich nicht nur Prospekte der Winzerei selber, sondern eine Landkarte Kretas mit dem Verzeichnis sämtlicher Winzerbetriebe der Insel, herausgegeben von Wines of Crete, der Vereinigung der Winzer auf Kreta. Die Hauptanbaugebiete befinden sich hier tatsächlich um Peza und Dafnes herum. Einige wenige – zumindest in der Karte verzeichnete Betriebe – befinden sich in der Gegend von Rethimnon, Chania und Sitia.

Kreta ist also eine Reise wert – nicht nur der Sonne und der Geschichte wegen, aber auch wegen der hervorragenden Weine!

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Dazu trinken wir jetzt einen köstlichen Rakomelo! Yammas!

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