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Weihnachten: Lasst uns die Liebe feiern und das Leben lieben!

by Götz A. Primke
Weihnachten: Lasst uns die Liebe feiern und das Leben lieben!

Ein Jahr neigt sich dem Ende zu, in dem ich mich mehrfach gefragt habe, wer mich wirklich liebt. Liebe? Von wem habe ich sie in den letzten Jahren bekommen? Meine Eltern: Ja, unzweifelhaft. Meine Tochter: Ja, aus tiefstem Herzen! Meine Frau: Äh… Nein. ich stehe vor den Trümmern meiner zweiten Ehe, ich stehe aktuell vor der Herausforderung, ein neues Leben anfangen zu müssen. Und ich frage mich zu Weihnachten: Wer liebt mich? Wen liebe ich? Bedingungslos! Weihnachten: Was ist das? Ist es Virginia? Oder ist es das besonders spezielle Weihnachtsgedicht?

Ein Abend nach einem langen Tag: Man zappt sich müde mit der Fernbedienung durch sämtliche Fernsehkanäle. Nichts, was einen länger hält, dort ein Gespräch, hier ein Witzchen, weiter, einfach weiter. Und dann bleibt man hängen. Ausgerechnet an einem Musiksender. Im Videoclip, der dort gerade abgespielt wird, sitzen Hirten in der Dunkelheit. Ein Engel bricht durch die Finsternis, die Hirten machen sich auf sein Geheiß hin auf und kommen zur Krippe.

Dort liegt ein entzückendes kleines Kind, behütet von Vater und Mutter, eingehüllt vom warmen Dampf aus den Nüstern der Tiere. Gleich darauf erscheinen die Heiligen Drei Könige. Die mitreißende Musik, für die der kleine Film gedreht wurde, stammt von einer der genialsten Popgruppen der achtziger Jahre und heißt „Power of Love“ – die Macht der Liebe. Die Macht der Liebe, so singt Frankie goes to Hollywood, ist eine Kraft von oben, die die Seele reinigt, eine Flamme, die den Brand der Sehnsucht entfacht, eine Liebe mit Feuerzungen, die die Seele läutert.

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Worte, die viel von der Gefühlswelt an einem Heiligen Abend aufnehmen, an dem Menschen sich nach Liebe sehnen, nach wohlig-heimeligen Gefühlen, nach einer Welt, die nicht in Stücke geht, sondern heil und in Ordnung ist. Es ist Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, dass Familien und Freude sich treffen, die Menschen mit unendlicher Liebe und Kreativität Geschenke aussuchen, einpacken und mit Begeisterung wieder auspacken lässt. Sieh her, das ist mir für Dich eingefallen, habe ich mir in meiner Liebe für Dich ausgedacht!

Mancher Ärger und Streit ist vergessen, vom Dunkel der Heiligen Nacht für immer verschlungen, wenn man sieht und spürt, von welcher Tiefe die Gefühle sind, die einem Partner, Eltern, Kinder oder Freunde entgegen bringen. Wie Freunde und Glück sind auch Einsamkeit und Trauer am Heiligen Abend besonders intensiv – weil sie schmerzlich erfahren lassen, dass dem einem etwas fehlt, dass ein Mensch nicht da ist, den man liebend gerne an der Seite hätte. Die Macht der Liebe, gefühlt oder ersehnt, sie ist ganz nah. Jetzt.

Contents

Johannes 3, 16-21

Denn also hat Gott die Welt geliebt, sagt der Evangelist Johannes, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde.

Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet, wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der haßt das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, daß seine Werke in Gott getan sind.

Aus lauter Liebe

Denn also hat Gott die Welt geliebt… Ein großes Geschenk: Sich selbst zu geben. Aber wer wirklich liebt, der gibt alles, gibt sich hin, verschenkt, verströmt sich. Sobald Berechnung in die Liebe kommt, ist sie falsch. Wir spüren das bei Geschenken, die mit einer anderen Absicht gegeben werden als der, Freude zu bereiten. Wahre Liebe und Leidenschaft schaut nicht darauf, wie viel sie gibt und empfängt – da ist kein Tausch, kein Handel, sondern echtes Gefühl, die Lust zu schenken.

Man zählt keine Stereicheleinheiten ab, auch wenn das Wort es nahe liegt, summiert nicht die Küsse an einem Heiligen Abend oder sonst im Jahr. Man merkt vielleicht, wenn es zu wenig wird – aber zuviel kann es kaum sein. Was schert es einen, ob man so oft zurück umarmt wird, wie man es selbst mit dem anderen tut… Nur dann wird es gefährlich, wenn man sich nicht hin-, sondern selbst aufgibt, nicht mehr selbst ist und ausgezehrt wird. Wahre Hingabe bedeutet, zu sich selbst bereichert zurück zu kehren, gerade weil man sich im anderen verloren hat.

Gott gibt sich nicht auf, er gibt sich hin. Er erniedrigt sich sogar – anders als die Götter antiker Sagen, die höchstens um niederer Motive Willen mal andere Gestalt annehmen. Gott setzt sich aus, er gibt sich preis, nimmt Anbetung, Verehrung ebenso entgegen wie Spott und Hohn am Ende seines Lebens. Was für eine grandiose, himmlische Menschlichkeit! Welche Tiefe des Daseins, was für ein Gefühl! Liebe schenkt – ohne Kalkül, nur mit dem Ziel, den anderen glücklich, selig zu machen. Das ist es, was wir nach Gottes Willen sein sollen – selig.

Wir können es hier und heute, an diesem Heiligen Abend spüren und uns daran festhalten, wenn uns nicht Jubel oder stille Freude das Herz erfüllen, sondern Angst und Sorge, Schmerz oder Leid. „Ich lag in tiefster Todesnacht, du warst meine Sonne“ singt die Kirchengemeinde. „Die Sonne, die mir zugebracht, Licht, Leben, Freud und Wonne.“ Das hat Paul Gerhardt gedichtet – nach dem elenden Dreißigjährigen Krieg. Menschen fordern oft, stellen Ultimaten, vernichten, was ihnen nicht passt – Gott will Leben. Ewiges.

Retten statt richten

Wer sich verschenkt, hingibt, der rechnet nicht auf. Der will Liebe geben und freut sich über eine Antwort, sehnt sich vielleicht danach, nach einer Replik, die erahnen lässt, was die eigene Hingabe für den andern bedeutet. Ob Gott sich sehnt nach unserer Antwort? Gewiss seht er sich zu allen Zeiten nach seinen Menschen, möchte ihnen nahe, hautnah sein – weshalb sonst wäre er Kind geworden. Ein Kind ist zwar hilflos und bedürftig, anschmiegsam und voller Vertrauen.

Ein Kind, jedes Kind dieser Welt, braucht Antworten, die klar und eindeutig sind: Es braucht Raum zum Leben, Luft zum Atmen, Nahrung für Leib und Seele, Schutz und Schirm vor allem Argen, um sich frei, nach den je geschenkten Gaben und Fähigkeiten entfalten zu können. Das ist eine Antwort auf das göttliche Kind: Den Kleinen und Kleinsten dieser Erde zu geben, was Ihnen gebührt – ihre Würde zu bewahren vor allen Angriffen, denen sie ausgesetzt sind.

Wie kann ich leben ohne Dich? sagt man in Augenblicken der Leidenschaft. Kann Gott leben ohne uns? Aufregender als die Antwort auf diese Frage ist die Erkenntnis, dass der Mensch gewordene Gott nicht ohne uns leben will. Ohne Zwang, aus freien Stücken gibt er sich hin. Auch wenn er ohne uns sein kann, will Gott nur mit uns sein. Das ist wahre Liebe! Für sich sein zu können, aber die Nähe, des Miteinander mit anderen zu suchen. Der Gott, dessen Geburt wir feiern, dreht sich nicht selbstverliebt um sich. Seine Liebe ist Bewegung, Dynamik hin zu anderen – zu Ihnen, zu mir, zu uns.

Ihr, liebe Leser, gebt durch Euer Hiersein, auf dieser Webseite, eine Antwort. Ihr sagt, jeder und jede für sich auf seine, auf Deine Weise: Ich will etwas lesen von Dir. Ob ihr hierher gekommen seid, um etwas über Weihnachten zu lesen oder aber etwas über Rezepte, Restaurants, Hotels oder Destinationen zu lesen, ist unerheblich. Wir feiern heute Weihnachten, wir feiern das Kommen des Gottessohnes, egal, ob wir dies aus Tradition einmal im Jahr feiern, ob wir skeptisch, traurig, sorgenvoll oder voll unbekümmerter Freude da sind – jeder gibt seine individuelle Antwort.

Finsternis und Licht

Wer glaubt, ist gerettet. Wer nicht glaubt, ist schon gerichtet. Weihnachten ist kein Eiapopeia vom Himmel. Gott macht ernst mit unserem Leben. Und wir sollten das auch tun. Bette Midler, die amerikanische Schauspielerin und Sängerin, hat in dem Lied The Rose gesungen: „Es ist das Herz, dass Angst vor dem Zerbrechen hat und niemals lernt zu tanzen /
Es ist der Traum, der Angst vor dem Erwachen hat und niemals ein Risiko eingeht /
Es ist der eine, der niemals genommen wird, der nie zu geben scheint /
Und die Seele, die Angst vor dem Sterben hat, lernt niemals zu leben…“

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Man kann sich seine eigenen Lebenschancen vertun, alten, verfahrenen Mustern folgen, statt sich von Gott und Mensch lieben zu lassen, das Überwältigende vielfältiger göttlicher und menschlicher Zuneigung anzunehmen und sich darin, wie ein einem Spiegel selbst zu erkennen mit den eigenen LIcht- und Schattenseiten. Wer sind wir denn, sonst und heute? Strapaziert, geplagt, besorgt, schlaflos – fröhlich, zufrieden, gelassen – skeptisch, fragend, misstrauisch und bei allem voll tiefer Sehnsucht nach Leben, nach Hoffnung. Heraus damit: Vor Gott gebracht, was uns plagt und umtreibt. Ausgelebt, was an Gutem, Hingebungsvollem in uns steckt!

Unser Glaube oder Unglaube sind keine Leistungen, die wir zu erbringen hätten, auch keine Seelen- und Gemütsverfassungen. Unser Glaube, ob er groß ist, stark oder schwach, kaum vorhanden, er zeigt sich in verantwortlichen Taten. In der Begegnung mit dem göttlichen Kind tritt zutage, was der Mensch, was wir immer schon waren und sind – und: Was wir bei Gott sein können. Das entscheidet sich jetzt, an diesem Heiligen Abend. Es entscheidet sich morgen und übermorgen wieder neu.

Durch die Begegnung mit Gott, der wahrer, durch und durch lebendiger Mensch geworden ist, wird unsere Vergangenheit und Gegenwart in Frage gestellt. Nehmen wir an, was uns an Liebe geschenkt wird. Wie gehen wir um mit allem, womit wir begnadet sind, mit unseren ganz individuellen Fähigkeiten.. Was treibt uns bei dem, was wir denken, sagen und tun… Ist es Liebe? Haben wir ein Herz für uns selbst, für unsere Bedürfnisse und dann auch für andere, die sich nach unserer Nähe, unserer Begleitung und Hilfe sehnen…

Leben haben

Unsere Vergangenheit und Gegenwart wird von Gott gleichsam in der Schwebe gehalten. Ändern wir heute, morgen, übermorgen nichts, bleibt alles beim Alten. „Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod“ haben in diesem Jahr die Menschen uns übermitteln lassen, die die Welt mit Terror in Angst und Schrecken versetzen möchten, weil sie sie eben nicht mit den Augen Gottes sehen und lieben. „Wir lieben den Tod“ können alle sagen, die Völker und Länder mit Krieg überziehen, Menschen dem Elend überlassen oder ihnen auf andere Weise das Lebensrecht absprechen. Wer sich dagegen selbst in Frage stellen lässt, hat schon gewonnen – Zukunft nämlich.

Wer sich zum göttlichen Kind bekennt, und sei es nur voller sehnsüchtiger Zweifel und Fragen, der bestimmt sein Woher, das, was hinter ihm und direkt vor ihm, liegt ganz neu. Der ist auf einem Weg, der das verlorene Paradies wieder aufschließt. „Ihr liebt das Leben“ – ganz richtig, ja, das tun wir und zwar mit leidenschaftlichem Recht. Unser Gott ist das pulsierende Leben auf ewig, er ist die Fleisch gewordene Liebe.

Deshalb ist es recht, heute das Leben und die Liebe zu feiern, es sich wohl sein zu lassen nach den Möglichkeiten, die uns gegeben sind. Es ist notwendig zu feiern, es wendet die seelische Not, gerade wenn wir an diesem Abend alleine sind. In dem Lied von Bette Midler heißt es am Ende: „Und du denkst, Liebe ist nur für die Glücklichen und Starken /
Erinner dich daran, im Winter, weit unter dem bitterem Schnee / Liegt das Samenkorn, das mit der Liebe der Sonne, im Sommer wird es die Rose.“

Eigentlich genau so, wie wir es zu Weihnachten in der Kirche singen: „Es ist ein Ros‘ entsprungen, aus einer Wurzel zart.. und hat ein Blümlein bracht, mitten im kalten Winter, wohl zu der halben Nacht.“ Wer allein ist, muss bei Gott nicht einsam bleiben. Es ist richtig, sich zu beschenken – mit großen oder kleinen Präsenten, mit einem zauberhaften Lächeln, einer zärtlichen Umarmung, mit einem freundlichen Satz oder einem Versprechen für die nächsten Tage.

Was auch immer es ist: Kommt es von Herzen, ist es ein Teil dessen, der es uns widmet, dann ist das allerkleinste Geschenk ein Abbild, ein Sinnbild des Geschenkes, das Gott uns macht und das wir füreinander sein können. So hat Gott die Welt geliebt – dass all unsere Sinne tanzen lernen und wir in bösen Tagen und in guten Zeiten darauf vertrauen, dass wir leben dürfen. In Ewigkeit. Amen.

Wir, das gesamte Team von Le Gourmand – Das Geniesser-Magazin wünschen Dir, lieber Leser, ein friedliches, liebevolles, gesegnetes Weihnachtsfest.

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