Es gibt Restaurants, die man nicht sucht, sondern findet. Das Maison Massard liegt unscheinbar in der Bazeillesstraße, ein paar Schritte vom Rosenheimer Platz entfernt. Wer den Raum betritt, landet nicht in einer glatten Designwelt, sondern in einer Brasserie, die sich bewusst dem französischen Alltag verpflichtet fühlt. Eng gestellte Tische, der Duft nach gebratenem Fisch, ein Glas Crémant auf dem Tresen – und plötzlich wirkt München ein kleines Stück wie Lyon.
Ein Abend in Haidhausen
Inmitten des französischen Viertels von Haidhausen, dennoch leicht abseits der belebten Straßen, führt Bruno Massard sein eigenes Haus: Das Maison Massard. Der 50-jährige stammt aus einem kleinen Dorf in der Bretagne – ebenso wie sein Koch Christoph. Selbstverständlich ist die Küche daher bretonisch inspiriert, typisch französisch und immer wieder saisonal frisch.
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Es gibt Restaurants, die sich nicht in den Vordergrund drängen, keine große Geste brauchen und trotzdem sofort im Gedächtnis bleiben. Seit 2016 gibt es das Maison Massard in der Bazeillesstraße. Vorher führte Bruno Massard bereits das damals in München alteingesessene Lokal Le Bousquérey musste dort allerdings weichen. Wer die Tür öffnet, tritt nicht in eine Bühne für kulinarische Selbstdarsteller, sondern in eine Brasserie, wie man sie aus Frankreich kennt: eng gestellte Tische, dezentes Licht, beige Lederstühle, weiße Wände.
Ein eher sachlich anmutender Raum, der mehr nach Alltag als nach Inszenierung riecht. Aber keine Sorge: Eine schwarze Tafel, so viel Bistro-Klischee muss sein, wird sogleich an den Tisch geschleppt. Auf ihr ist das Tagesmenü verzeichnet, in Kreide und nur auf Französisch – was der freundliche Kellner aber alles formvollendet übersetzt. Doch sobald der erste Teller auf dem Tisch steht, wird klar, dass hier ernsthafte Kochkunst betrieben wird – präzise, konzentriert, ohne Umwege.


Französische Küche jenseits des Klischees
Das Maison Massard kocht französisch, wie man es in Deutschland nur noch selten erlebt: unverstellt, handwerklich sauber, mit Respekt vor dem Produkt. Rustikaler als im Tantris – aber längst nicht so rustikal wie ehedem im Le Gaulois. Das Maison Massard ist eben eine Brasserie – also im eigentlichen Sinne ein Bierlokal. Und hier fliesst auch köstliches Flötzinger aus dem Hahn.
Hier geht es nicht um Inszenierungen oder überladene Teller, sondern um klare Aromen und Gerichte, die man sofort versteht. Es sind Rezepte, die man in Paris oder Lyon in den Bistros der alten Schule findet: Auf der Karte stehen Klassiker wie Froschschenkel, Crottin de Chavignol oder Oktopus vom Grill, daneben Terrinen und Fleischgerichte, die mit kräftigen Saucen serviert werden. Wer möchte, bestellt à la carte.
Bruno Massard ist es wichtig, kein abgehobenes Edelrestaurant zu führen. Es soll eine typische französische Brasserie für alle Münchner sein. Dabei finden sich die berühmten Moules Frites ebenso auf der Speisekarte wie die Plats de Fruits de Mer, die Austern aus der Normandie oder ein Entrecôte. Je nach Saison und Frische gibt es auch mal Froschschenkel und Schnecken. Und eine ganz besondere Spezialität ist die Cotriade – eine bretonische Fischsuppe.

Ein Menü als Versprechen
Ein Highlight ist das 5-Gänge-Überraschungsmenü, oft mit passenden Weinen pro Gang – ein sinnlicher, durchkonzipierter Abend. Daneben stehen flexibel gestaltbare 3-Gänge-Menüs mit klassischen Varianten wie gratiniertem Ziegenkäse, Lammspieß oder Mousse au Chocolat. Diese Kombination spricht sowohl spontane Genießer als auch Stammgäste an. Außerdem wird hier die Crêpes Suzette noch am Tisch flambiert wird, die Dorade wird am Tisch mit Pastis flambiert.
Das Menü ist keine Spielerei, sondern ein Versprechen: Die Küche bestimmt, der Gast vertraut. Und dieses Vertrauen wird belohnt. Gang für Gang entsteht ein Abend, der weniger Spektakel als Souveränität zeigt. Präzise Zubereitung, gutes Timing, stimmige Weinbegleitung – mehr braucht es nicht. In München, wo Fine Dining oft im Vordergrund steht, ist diese Form der klassischen Brasserie-Küche fast eine Ausnahme.

Atmosphäre und Publikum
Das Publikum ist gemischt: Paare, die einen besonderen Abend suchen, Nachbarn aus Haidhausen, die hier regelmäßig einkehren, und Kenner, die französische Küche schätzen. Der Service ist freundlich, unprätentiös, aufmerksam, ohne in Routine zu verfallen. Genau wie das Essen: professionell, aber nie abgehoben.

Preis-Leistung und Einordnung
Das Maison Massard bewegt sich in einem moderaten Preisrahmen, der für die Qualität bemerkenswert ist. Während Sternerestaurants in München inzwischen fast ausnahmslos hohe dreistellige Beträge verlangen, bleibt man hier mit einem Menü im Bereich von 60 bis 80 Euro – inklusive Weinbegleitung, wenn man will. Das macht das Haus nicht nur für besondere Anlässe interessant, sondern auch für Gäste, die sich regelmäßig ein gutes Abendessen gönnen möchten.
Die spanischen Weine stammen vom Bruder von Bruno Massard, der im Priorat bei Barcelona sein eigenes Weingut hat. Der kleine Nachbarschaftsfranzose ist sehr beliebt – entsprechend sollte man vor allem freitags, samstags reservieren.

Fazit
Das Maison Massard ist keine Bühne für große Gesten, sondern ein Ort für klassische französische Küche, die sich treu bleibt. Wer ein authentisches Brasserie-Erlebnis in München sucht, wird hier fündig. Ein Restaurant, das nicht laut sein muss, um lange im Gedächtnis zu bleiben.
Disclosure: Dieser Beitrag erschien in abgewandelter Kurzform im Magazin „Mein München Genuss“ aus dem Ippen Verlag, zu dem ich mehrere Artikel beigesteuert habe.
Wir verbrachten eine kurzen, doch unvergesslich schönen Abend im Maison Massard. Dennoch bleibt unsere Meinung nicht käuflich. Destinationen, Hotels und Restaurants überzeugen und begeistern mit ihrer Leistung. Dafür nochmals herzlichen Dank!