Yeni Raki: Ist Raki türkisch? Tradition, Gegenwart & Rezepte

Yeni Raki steht seit fast 150 Jahren für die türkisch-mediterrane Genusskultur und zählt heute zu den bekanntesten Exportprodukten der Türkei. In Deutschland füllt er mit rund 2 Millionen Litern pro Jahr knapp 93 % des Markts – ein echtes Nationalgetränk mit Kultstatus

Von Yeni Raki werden alleine 58 Millionen Liter pro Jahr hergestellt. Traditionell in der Kultur des Landes verankert, entwickelte sich das Getränk über Jahrhunderte zum nicht mehr weg zu denkenden Bestandteil türkischer Gastfreundschaft. Es ist ein türkisches Nationalgut.

Ursprung & kulturelle Wurzeln

Die Tiefe seiner Tradition zeigt sich in rituellen Zusammenkünften: Die Aleviten des Bektasi-Ordens verbanden Glaube, Gespräch und gutes Essen mit dem edlen Anisschnaps, lange bevor er zur geselligen Tischkultur in der Türkei wurde. Auch heute noch ist der Raki zentral bei der sogenannten „Raki-Tafel“, dem geselligen Essen mit Freunden – begleitet von Meze, Gesprächen und reichlich Eiswasser

Moderne Genusskunst & Fusion-Küche

Yeni Raki wird zu unterschiedlichsten Gelegenheiten genossen: Man trinkt ihn als Aperitif, als Begleiter zum mediterranen Essen oder auch als Digestif, der jedes Mahl abrundet. Darüber hinaus erfreut sich das Getränk besonderer Beliebtheit als erfrischender Drink. Man trinkt ihn pur und handwarm, gut gekühlt mit Wasser beziehungsweise Soda oder on the Rocks’ auf Eis. In der Türkei wird es traditionell in geselliger Runde, besonders gerne zu mediterranen Speisen genossen.

In Zeiten, in denen kulinarische Grenzen sich verschieben, spielt Yeni Raki eine kreative Rolle:

• Ali Güngörmüs, Sternekoch im Münchner „Pageou“, kombiniert ihn in seinem kreativen Menü: etwa als Aromageber für Linsen mit Orangen‑Raki‑Note, Kalbsfilettaschen und sogar in einem Honig-Kardamoneis-Dessert.
• Dieser Trend fügt sich perfekt in die neue Welle der türkischen Küche ein, in der klassische Rezepte mit modernen Techniken (wie Sous-vide, molekulare Küche) und saisonalen, regionalen Zutaten neu interpretiert werden.

Warum funktioniert Raki so gut im Foodpairing?

1. Aroma-Komplexität: Sein intensiver Anisgeschmack liebt den Kontakt mit Zitrusfrüchten, Honig, Gewürzen und mediterranen Kräutern.
2. Kultureller Fokus auf Gemeinschaft: Raki ist ein soziales Getränk, er bringt Menschen an die Tafel und zur Kommunikation.
3. Innovationskraft: In der modernen türkischen Küche ist Raki ein Bindeglied, das Tradition und Kreativität vereint – perfekt für die Fusion-Küche.

Woraus besteht Raki?

Die genaue Rezeptur von Yeni Raki sowie die traditionelle Art des Brennvorganges wurden über viele Generationen vom Staatsmonopolisten Tekel behütet wie die Kronjuwelen im Buckingham-Palast. Yeni Raki gehört seit 2003 der Mey-Gruppe aus Istanbul, die in sechs Fabriken die Anis-Spezialität destillieren lässt und weltweit exportiert. Damit ist Yeni Raki unangefochtener Marktführer im Raki Segment und das weltweit.

Die Grundsubstanzen des feinen Destillats sind edelste Naturprodukte: Rosinen, Trauben und würzige Anissamen. Seinen unverwechselbaren Geschmack bekommt Yeni Raki durch die zweifache Destillation und die monatelange Reifung in speziellen Eichenholzfässern. Hier erhält Yeni Raki seine erlesene Qualität und sein unverkennbares Aroma. Das Besondere an Yeni Raki ist der sehr hohe Anisanteil.

Ist Raki türkisch?

1. Kurzantwort: Ja – aber es ist viel komplexer

Ja, türkischer Raki (Türk Rakısı) ist eine klassische Anisspirituose aus der Türkei – er wird aus Trauben-Trester (Suma) hergestellt, zweimal destilliert und mit Anis aromatisiert. Die Marke Yeni Rakı ist der bekannteste Vertreter. Aber: Die Bezeichnung Raki/Rakia wird seit Jahrhunderten im gesamten östlichen Mittelmeer und Balkan großflächig genutzt – für Anis-Schnäpse ebenso wie für reine Fruchtbrände (z. B. griechisches Tsipouro, zyprisches Zivania oder libanesischer Arak). Herkunft und Zusammensetzung variieren stark je nach Land und Tradition.

2. Herkunft & Entwicklung

Türkei: Der klassische Raki

• Ursprünge reichen bis ins Osmanische Reich zurück, offiziell schon vor 1630 bekannt als Anisspirituose aus Trauben-Trester.
• Wird oft „Löwenmilch“ genannt – weil er milchig weiß trüb wird, wenn man Wasser hinzugibt.
• Alkoholgehalt: standardmäßig 40–50 % (manche Marken bis 80 %).
• Trinkkultur: pur mit Eiswasser, gerne zu Meze, gegrilltem Fisch, Käse oder Weinblättern.

Griechenland: Ouzo, Tsipouro & Tsikoudia

• Ouzo ist ein rein griechischer Anisschnaps (geschützte geografische Angabe für Griechenland/Zypern).
  Unterscheidung: Ouzo – enthält neben Anis auch Fenchel, Koriander & andere Gewürze.
• Tsipouro (Festland) und Tsikoudia (Kreta): Fruchtbrand ohne Anis, ähnlich wie griechische Grappa. Auf Kreta nennt man ihn manchmal schlicht „Raki“, da türkischer Einfluss dahintersteckt.
• Unterschied zu türkischem Raki: Tsikoudia ist ungewürzt, Ouzo beträufelt das Aroma mit Kräutermischungen.

Zypern: Zivania

• Zivania ist ein zyprischer Trauben-Fruchtbrand (Pomace), ungewürzt – EU-geschützt.
• Wird manchmal „Raki“ genannt, aber nicht mit Anis, sondern in der reinen Fruchtbrandtradition .

Libanon & Levante: Arak

• Arak ist der nahöstliche Bruder des Raki: Traubenbrand + Anis, in wassergefüllten Schläuchen für den „Louche“-Effekt.
• Libanon, Syrien, Jordanien kennen ihn als klassisches Nationalgetränk.

Balkanstaaten: Rakija

• In Südosteuropa ist Rakija (sprich „Rakija“) die allgemeine Bezeichnung für ungewürzten Obstschnaps (Pflaume, Aprikose).
• Manchmal wird Anis hinzugefügt, aber meist ist es reiner Fruchtbrand.

3. Vergleich in der Übersicht

Getränk	Ursprung	Basis	Anisaroma?	Besonderheit
Türkischer Raki	Türkei	Traubentrester	✅ yes	zweimal destilliert, hochprozentig
Ouzo	Griechenland/Zypern	Weinbrand + Kräuter	✅ yes + Gewürze	PGI/PDO geschützt
Tsipouro/Tsikoudia	Griechenland / Kreta	Traubenpomace	🔸 meist nein	lokale Feste, oft selbstgebrannt
Zivania	Zypern	Traubenpomace	❌ no	EU-gschützte Pomace-Spirituose
Arak	Libanon/Syrien	Trauben(schmalz) + Anis	✅ yes	traditionell in Lederballons
Rakija	Balkan	Obstbrand	🔸 optional	breit in Balkan-Alltag

4. Beantwortung: Ist Raki türkisch?

• Kurz: Ja – in der reinen Definition ist Raki türkisch. Das ist das, was in der Türkei als Türk Rakısı bekannt ist (z. B. Yeni Rakı).
• Aber: Der Begriff „Raki/Rakia“ wird in vielen Ländern für unterschiedliche Spirituosen genutzt – teils mit, teils ohne Anis. Die kulturelle und sprachliche Verbreitung stammt aus dem Osmanischen Reich und älteren arabisch-osmanischen Wurzeln .

5. Trinkkultur & Genuss weltweit

Türkei 🇹🇷

• Klassiker: kalt mit Wasser – entsteht milchige „Löwenmilch“.
• Gesellschaftsgetränk: Am rakı sofrası (Raki-Tisch) mit Meze (Käse, Weinblätter, Fisch, Lamm).
• Part der türkischen Alltagskultur – sogar Atatürk soll ein Raki-Liebhaber gewesen sein .

Griechenland & Zypern 🇬🇷🇨🇾

• Ouzo: meist mit Wasser/Eis zu Meze am Meer.
• Tsipouro/Tsikoudia: Hochprozentiger Schnaps, lokal gebrannt, in Tsipouradika zelebriert.
• Zivania: Zyprioten servieren sie häufig nach dem Essen – trocken oder mit Früchten.

Libanon & Levante 🌍

• Arak wird ähnlich wie Raki/Ouzo getrunken – verdünnt, zu Meze – mit ausgeprägtem Anisaroma, oft aus Leder-Fläschchen.

6. Rezeptideen & Pairing-Tipps

Klassischer Raki-Cocktail „Lion’s Kiss“

• 40 ml Raki + 20 ml Zitronensaft + 10 ml Honigsirup + Soda aufgießen.
• Sanft umrühren, mit Minze garnieren. – Anis trifft Zitrus-Süße.

Meze-Platte mit Raki

• Feta in Olivenöl, Zatar & Chili
• Gegrillte Oktopusringe mit Zitronen-Tsikoudia-Marinade
• Gefüllte Weinblätter und Melone mit Schafskäse
• Raki dazu, Wasser separat dazu – perfekt für geselliges Snacken.

Warmer Rakomelo

• 100 ml Raki/Tsipouro + 1 EL Honig + 1 Zimtstange + 3 Gewürznelken.
• Erwärmen, nicht kochen – in Schnapsgläsern servieren, perfekt für laue Abende.

Ouzo-Squid (griechische Variante)

• Squid in Olivenöl anbraten, mit 40 ml Ouzo ablöschen.
• DOCH: du kannst auch Raki nehmen – gleiche Technik, intensiver Anis.
• Mit Zitrone & Petersilie servieren.

Zitronen‑Raki-Parfait

• 4 Eigelb + 100 g Zucker schaumig schlagen.
• 200 ml Sahne steif schlagen.
• 30 ml Raki + Abrieb einer Bio‑Zitrone unterheben.
• Gefrieren, mit Honig & Pistazien servieren – stylisch und easy.

Fazit

Ist das Getränk dasselbe wie Ouzo?
Nein – Raki ist türkisch, Ouzo griechisch. Beide sind Anisschnäpse, aber Ouzo enthält oft zusätzliche Gewürze. Ouzo ist in der EU als griechisches Produkt geschützt.

Kann man Raki trinken, wenn man Ouzo mag?
Absolut – beide haben Louche-Effekt und passen gut zu Meze. Raki ist oft kräftiger, also Wasser langsam hinzugeben!

Welches Gericht passt zu Raki?
Gegrillter Oktopus, Weinblätter, Schafskäse, pikante Tomaten-Oliven-Salsa – und zum Dessert Honig-Nuss-Gerichte oder Parfait!

Yeni Raki ist weit mehr als ein Drink – er ist Identität, Kulturgeschichte und Inspiration zugleich.