München im Sommer. Die Kastanien rauschen, das Bier perlt, und irgendwo erklingt das Klirren von Maßkrügen. Wer durch die Maxvorstadt schlendert, wird sich am Anblick eines traditionsreichen Wirtshausjuwels erfreuen: Die Max Emanuel Brauerei hat ihre Tore geöffnet – und sie tut dies nicht nur mit frischem Anstrich, sondern mit einem fulminanten Neustart. Es ist nicht einfach ein Restaurant, das hier aufgemacht hat. Es ist ein Statement für Wirtshauskultur in Bestform.
Contents
Renaissance eines Kultortes
Die Geschichte der Max Emanuel Brauerei reicht zurück bis ins Jahr 1880. Nur 16 Jahre später übernahm die Löwenbräu AG die traditionsreiche Braustätte – doch der eigentliche Kultstatus entwickelte sich im 20. Jahrhundert, als die Lokalität zur festen Institution studentischer Kultur, alternativer Lebensfreude und kulinarischer Bodenständigkeit wurde. Generationen von Schwabingern, Studierenden und Künstlern tranken hier ihre Halbe, philosophierten über das Leben oder genossen den berühmten Kaiserschmarrn.
Doch die Zeit war nicht immer gnädig mit dem Gebäude. Die Räume verwaisten, das Konzept wirkte verstaubt. Es war Zeit für frischen Wind – und der kam in Form von drei jungen, aber erfahrenen Gastronomen: Daniel Pietsch, Oscar Schlehaider und Konstantin Schottenhamel.
Drei Freunde, eine Vision
Pietsch, Schlehaider und Schottenhamel – was wie der Beginn eines Münchner Gastro-Krimis klingt, ist in Wahrheit eine Erfolgsgeschichte, die 2019 ihren Anfang nahm. Die drei Männer, verbunden durch Freundschaft und gastronomische Leidenschaft, hatten eine gemeinsame Idee: Die Wiederbelebung eines bayerischen Wirtshausklassikers – aber ohne Lederhosen-Folklore und Kitsch.
Alle drei bringen fundierte Erfahrung mit: Daniel Pietsch ist ein gestandener Koch, der unter anderem bei Dallmayr und im Gerner’s den Kochlöffel schwang und mit dem „Fizzy Bubele“ kreative Streetfood-Konzepte verwirklichte. Oscar Schlehaider stammt aus dem Eventbereich und ist Geschäftsführer im Münchner Club „Lucky Who“. Konstantin Schottenhamel wiederum trägt einen der bedeutendsten Gastro-Namen Münchens – als Wiesn-Wirt im berühmten Schottenhamel-Festzelt.
Komplettumbau mit Fingerspitzengefühl
Die Sanierung des Gebäudes war kein einfaches Unterfangen. Die Max Emanuel Brauerei wurde von Grund auf modernisiert. Das Ergebnis ist ein Haus, das sowohl die Geschichte ehrt als auch die Gegenwart feiert. Herzstück ist das großzügige Restaurant, das in zwei Bereiche gegliedert ist: Vorne ein gemütlicher Gastraum mit Stehausschank und Stammtisch – eine moderne Interpretation der bayerischen Stube. Hinten der ehemalige Festsaal, jetzt ein lichtdurchfluteter Speiseraum mit offener Küche und integrierter Bühne – perfekt für Events, Live-Musik und Kleinkunst.
Zwischen traditionellen Elementen wie historischen Kacheln und modernen Akzenten aus hellem Holz und sattem Grün hat Interior-Designerin Caroline Rauh ein atmosphärisches, stilvolles Ensemble geschaffen. Kein überladener Trachtenkitsch, sondern eine zeitgemäße Wirtshaus-Ästhetik mit Seele.
Der Biergarten: Oase im urbanen Dschungel
Was wäre ein Münchner Wirtshaus ohne Biergarten? Die Max Emanuel Brauerei kann hier mit einer echten Institution aufwarten. Der weitläufige Garten mit altem Baumbestand bietet Platz für über 500 Gäste. Das Konzept: Inseln aus hellem Holz, modernes Mobiliar, schattige Kastanien – urbanes Naturidyll trifft auf Münchner Lässigkeit.
Ein Highlight ist die große Terrasse mit Bedienung, die Restaurant und Garten miteinander verbindet. Hier treffen sich Anwohner, Studierende und Genießer. Die Atmosphäre ist entspannt, das Publikum bunt gemischt – genau wie es sich für einen echten Treffpunkt in der Maxvorstadt gehört.
Bayerische Küche mit Anspruch – und Augenzwinkern
In der Küche steht Daniel Pietsch, unterstützt von Mario Liguori, früher Souschef im Ratskeller. Gemeinsam zelebrieren sie eine bayerische Küche, die sich nicht verstecken muss – und auch nicht verbiegen will. Es gibt Klassiker wie Krustenbraten vom Bio-Alpenschwein, echtes Wiener Schnitzel, Allgäuer Kässpatzn und natürlich Kaiserschmarrn – aber eben alles mit Finesse, regionalen Zutaten und handwerklichem Anspruch.
Der Tiroler Knödeltris etwa besteht aus drei eigenständigen Teigarten, die Saucen sind hausgemacht, das Fleisch stammt von der Tiroler Bio-Metzgerei Juffinger, das Gemüse von Kreuzinger. „Nicht verkünstelt, aber raffiniert“, sagt Pietsch. Auch für Vegetarier und Veganer gibt es spannende Optionen wie Zürcher Geschnetzeltes mit Waldpilzen oder innovative Streetfood-Snacks.
Bierkultur in bester Gesellschaft
Der Name ist Programm: Natürlich darf das Bier nicht zu kurz kommen. Die Max Emanuel Brauerei schenkt frische Löwenbräu-Biere aus – vom Hellen bis zum Weißbier, ergänzt um saisonale Spezialitäten. Für Weinfreunde gibt es eine ehrliche, gut sortierte Karte. Und wer’s gerne hochprozentig mag, findet eine feine Auswahl an Digestifs und Schnäpsen – darunter auch bayerische Obstbrände.
Brunch, Bubble Waffeln und Brotzeitbrettl
Die Max Emanuel Brauerei zeigt auch beim kulinarischen Rahmenprogramm Vielseitigkeit. Sonntags lädt man zum beliebten Brunch, bei dem sich klassisches Frühstück mit bayerischer Herzhaftigkeit verbindet. Bubble Waffeln mit Eis und frischen Früchten stehen ebenso auf der Karte wie Brotzeitbrettl mit Schinken, Käse und Obatzda. Wer mag, kombiniert dazu ein Glas Sekt oder frisch gezapftes Helles. Familien, Paare und Freundesgruppen genießen hier in entspannter Runde den Wochenendausklang.
Veranstaltungen mit Stil – Bühne frei für Polt und Co.
Die Max Emanuel Brauerei ist mehr als ein Wirtshaus – sie ist Bühne, Treffpunkt, Wohnzimmer. Die ehemalige Bühne im Saal ist geschickt integriert und für Veranstaltungen prädestiniert. Konzerte, Lesungen, Firmenfeiern, Hochzeiten – alles ist denkbar, alles ist möglich. Die Technik ist auf dem neuesten Stand, das Raumkonzept flexibel.
Ein heimlicher Traum der Betreiber: Ein Abend mit Gerhard Polt. Der Altmeister der Wirtshauskultur soll die Atmosphäre hier lieben, sagen sie. Und wer weiß – vielleicht sitzt er eines Tages tatsächlich am Stammtisch und sinniert über die „Relation von Zeit, Bier und Geld“. Schließlich bezeichnete der Künstler selbst das Wirtshaus als eine „Säule des Abendlandes“.
Design trifft Seele – das Einrichtungskonzept
Caroline Rauh, die schon Hotspots wie Azuki, Cochinchina und Chi Thu gestaltete, hat bei der Max Emanuel Brauerei ein Meisterstück abgeliefert. Antike bayerische Elemente treffen auf modernes Design, helle Hölzer auf kräftige Farbakzente, traditionelle Strukturen auf feine Details. Es wirkt nie überladen, nie gewollt, sondern harmonisch, klar und einladend.
Selbst die Säule in der Mitte des Raumes, ehemals tragendes Mauerwerk, wurde durch Kacheln eines alten Ofens neu in Szene gesetzt. Statt Geweihen und Trachtenromantik gibt’s bayerische Ästhetik mit urbanem Twist.
Ein Stück echtes München – neu interpretiert
Die Wiedereröffnung der Max Emanuel Brauerei ist mehr als eine weitere Gastro-Story. Es ist ein Beispiel dafür, wie Traditionsorte weiterleben können, wenn sie mit Respekt und Ideenreichtum behandelt werden. Die Betreiber beweisen, dass man Herkunft, Heimat und Handwerk verbinden kann – ohne Klischees, aber mit Herz.
Mitten in der Maxvorstadt ist ein Ort entstanden, an dem man sich niederlässt, verweilt, wiederkommt. Ein Ort, der zur neuen alten Institution wird – nicht nur für Münchnerinnen und Münchner, sondern für alle, die wissen: Ein gutes Wirtshaus ist ein Stück Zuhause.