Es ist einer dieser frühen Sommertage, an denen die Sonne das Pustertal in ein glitzerndes Band aus Licht und Wärme taucht. Die Luft ist klar, die Konturen der Berge gestochen scharf – links die schroffen Dolomiten, rechts die mächtigen Alpen. Dazwischen, wie ein grünes Herz Südtirols, breitet sich die Ferienregion Kronplatz aus. Wer hier ankommt, spürt schon auf der Fahrt: Das ist kein Ort für halbe Sachen. Hier will man raus. Aufs Rad. Ins Wasser. In die Berge. Und manchmal auch ganz hoch hinaus – so hoch, dass die Welt unter einem zu einem Postkartenmotiv schrumpft.
Nur wenige Stunden von München entfernt liegt dieser Gipfel, der mehr ist als ein Skiberg mit klingendem Namen. Der Kronplatz, oder Plan de Corones, ist im Sommer ein riesiges Aktivgelände – mit Weitblick über das ganze Pustertal, Attraktionen für Adrenalinjunkies und stillen Momenten, in denen man einfach nur durchatmet und das Panorama aufnimmt. 17 Gemeinden gehören zur Region, von Bruneck über St. Vigil bis ins Gsieser Tal. Dazwischen: Almen, Bergseen, Wasserfälle, stille Dörfer – und eine Gastfreundschaft, die keine Floskel ist, sondern gelebte Kultur.

Wo liegt der Kronplatz – und was macht ihn besonders?
Der Kronplatz thront auf 2.275 Metern Höhe und bietet eine der spektakulärsten 360-Grad-Aussichten der Alpen: Dolomiten im Süden, Zillertaler Alpen im Norden, dazu das weite Pustertal zu Füßen. Was ihn von anderen Bergen unterscheidet, ist seine perfekte Erreichbarkeit – Seilbahnen aus mehreren Richtungen führen auf das Gipfelplateau – und seine Vielseitigkeit: Im Winter ist er eines der bekanntesten Skigebiete Südtirols. Im Sommer aber verwandelt er sich in ein Freiluftabenteuer – mit Wanderwegen für jedes Niveau, Mountainbike-Trails wie dem legendären „Herrensteig“, Paragliding-Startplätzen, der Riesenschaukel „Skyscraper“ und kulturellen Highlights wie dem Messner Mountain Museum Corones, entworfen von Zaha Hadid.
Wer hier Urlaub macht, bekommt Natur, Kultur und Kulinarik in einem – geprägt von der Mischung aus deutscher, italienischer und ladinischer Lebensart. Und genau das macht den Reiz dieser Region aus.

Hotel Drumlerhof: Nachhaltigkeit und Wohlfühlen in Sand in Taufers
Unsere Basis für die nächsten Tage ist das Hotel Drumlerhof in Sand in Taufers – ein Haus, das mehr ist als ein Ort zum Schlafen. Hier steht Nachhaltigkeit im Mittelpunkt: Der Drumlerhof orientiert sich am Konzept der Gemeinwohlökonomie, was bedeutet, dass wirtschaftlicher Erfolg immer im Einklang mit sozialer Verantwortung und ökologischer Nachhaltigkeit stehen soll.
Die Zimmer sind gemütlich und gleichzeitig modern gestaltet, viele mit Holz aus heimischen Wäldern. Wer vom Balkon blickt, sieht die Zillertaler Alpen fast zum Greifen nah.

Im Spa-Bereich kann man sich nach einem aktiven Tag erholen – mit Blick auf die Berge oder im warmen Wasser. Für uns war der Drumlerhof der perfekte Ausgangspunkt: zentral gelegen, herzlich geführt und mit einer Küche, die regionale Produkte in den Vordergrund stellt.


Auf zwei Rädern durchs Tauferer Ahrntal: Die Radtour
Der Morgen in Sand in Taufers beginnt frisch, das Licht noch weich, die Berge ringsum wie mit feinem Gold überzogen. Nach einem Frühstück im Drumlerhof – regional, kräftigend, mit allem, was man für einen aktiven Tag braucht – geht es los. Unsere Räder holen wir im Cascade, dem modernen Erlebnis- und Wellnessbad im Ort. Der Duft von Chlor liegt noch in der Luft, doch draußen wartet das klare Bergwetter, das wir an diesem Tag in vollen Zügen nutzen wollen.
Schon nach den ersten Pedaltritten merkt man: Hier fährt man nicht einfach Rad, hier fährt man mitten durch ein Bilderbuch. Das Tauferer Ahrntal liegt eingerahmt von den Zillertaler Alpen im Norden und den Dolomiten im Süden. Am Wegesrand: blühende Wiesen, rauschende Bäche, der Duft von Heu. Wir rollen entspannt dahin, genießen die Ruhe, und doch – das leise Donnern eines Wasserfalls kündigt bereits das nächste Ziel an.

Reinbach-Wasserfälle: Das Naturschauspiel
Kurz vor Rein in Taufers steigen wir ab. Der Weg zu den Reinbach-Wasserfällen ist kein Marathon, eher ein Spaziergang – aber einer, der sich einprägt. In drei Kaskaden stürzt der Reinbach hier in die Tiefe. Die Gischt liegt in der Luft, feiner Sprühregen kühlt die Haut. Wer sich Zeit nimmt, erkennt, wie unterschiedlich das Wasser an jeder Fallstufe wirkt: mal wild und tosend, mal wie ein seidiger Vorhang, der in Zeitlupe fällt.
Das Naturschauspiel ist so beeindruckend, dass wir fast vergessen, weiterzufahren. Kein Wunder, dass dieser Ort zu den beliebtesten Ausflugszielen der Region zählt. Wer mag, kann den Weg entlang der Wasserfälle bis ins Dorf hochwandern oder in umgekehrter Richtung hinab – immer begleitet vom Donnern des Wassers.

Bruneck: Herz des Pustertals
Unsere Radtour führt uns weiter Richtung Bruneck, das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Ferienregion Kronplatz. Die Stadt hat Charme: eine Mischung aus mittelalterlicher Kulisse und lebendigem Alltagsleben. In der Stadtgasse reihen sich kleine Boutiquen, Cafés und Feinkostläden aneinander, darüber thronen die Mauern von Schloss Bruneck.

Hier lassen wir die Räder kurz stehen und bummeln durch die engen Gassen. Kopfsteinpflaster, Laubengänge, bunte Fassaden – Bruneck wirkt lebendig, aber nicht hektisch. Natürlich kommen wir auch bei Harpf vorbei.

Rafting auf der Ahr: Abenteuer im Wildwasser
Nach dem Mittagessen in Bruneck geht es mit den Rädern zurück ins Tauferer Ahrntal. Unser Ziel: die Basisstation vom Rafting Club Aktiv für eine Rafting-Tour auf der Ahr. Hier, wo der Fluss noch jung ist, ist er alles andere als zahm. Aus der Ferne hört man schon das Rauschen – und das steigert die Vorfreude.
Wir tauschen unsere Klamotten gegen Neoprenanzüge, Schwimmwesten und Helme ein, bekommen eine Einweisung: Kommandos, Sicherheitshinweise, was im Fall eines Sturzes ins Wasser zu tun ist. Dann tragen wir das Boot ans Ufer, steigen ein – und der Guide ruft das Kommando: „Vorwärts!“
Die ersten Meter sind ruhig, fast trügerisch. Dann kippt der Fluss sein wahres Gesicht: Walzen, Stromschnellen, schäumende Wellen. Wir paddeln im Takt, das Boot hebt und senkt sich, Wasser spritzt ins Gesicht, eiskalt und erfrischend. Die Ahr ist hier im Frühsommer ein kraftvoller, lebendiger Strom – und genau das macht den Reiz aus.
Fotos gibt es leider keine – die Kamera hätte den Ritt durch das Wildwasser wohl nicht überlebt. Eine GoPro habe ich leider immer noch nicht und das iPhone blieb in der Umkleidekabine. Die Hände brauchten wir eh zum Paddeln. Aber dafür bleibt das Gefühl im Kopf: das Adrenalin, die Konzentration, der Stolz, wenn man nach einer Passage im Team abklatscht.

Abendessen im Kräuterrestaurant Arcana: Genuss mit Aussicht
Nach dem Rafting wechseln wir den Rhythmus komplett. Von nassen Neoprenanzügen zu feiner Tischkultur: Wir fahren hinauf nach Ahornach im Tauferer Ahrntal, zum Hotel Moosmair und speisen im Kräuterrestaurant Arcana.
Schon die Lage ist ein Erlebnis – hoch über dem Tal, mit Blick auf die Berge. Das Arcana ist bekannt für seine Kräuterküche: frische, oft selbst angebaute Kräuter, kreativ kombiniert mit regionalen Produkten. Der Duft, der uns beim Eintreten empfängt, ist eine Mischung aus Minze, Thymian und einer Spur Zitronenmelisse.




Das Menü ist leicht, aromatisch, und jeder Gang erzählt eine kleine Geschichte. Kräuter ziehen sich wie ein roter Faden hindurch: als feine Note in den Wildkräutertapas, als intensives Aroma im Ziegenfrischkäse auf Löwenzahnchutney, als frisches Element im Hauptgang Latschenkieferrisotto mit knusprigem Lammkotelette | Schlutzkrapfen mit Puschtra Erdäpfli und Topfen. Hier schmeckt man die Wiesen und Gärten Südtirols – und den Anspruch, Genuss und Natur im Gleichgewicht zu halten.

Mit einem Glas Wein aus der Region stoßen wir auf den Tag an. Draußen senkt sich die Abenddämmerung über das Tal, und in der Ferne hört man das leise Rauschen der Ahr.

Aktivwanderung zum Sambock: Über Pfalzen ins Gipfelglück
Der Morgen beginnt mit diesem besonderen Licht, das man nur in den Bergen kennt: weich, klar und doch voller Energie. Nach dem Frühstück im Drumlerhof fahren wir nach Pfalzen, einem Sonnenplateau oberhalb von Bruneck. Hier startet unsere mittelschwere Wanderung zum Sambock.

Schon auf den ersten Metern öffnet sich der Blick weit ins Pustertal. Der Pfad führt zunächst durch Wiesen, dann hinein in schattige Waldstücke. Immer wieder gibt es kleine Lichtungen, auf denen das Panorama zwischen Dolomiten und Zillertaler Alpen in Szene gesetzt wird.

Je höher wir steigen, desto karger wird die Vegetation – Latschenkiefern, duftende Alpenkräuter, und schließlich der letzte Anstieg zum Gipfel.

Der Sambock belohnt mit einem 360-Grad-Blick: unten das grüne Tal, gegenüber die gezackten Dolomitengipfel, und im Norden die schneebedeckten Dreitausender der Zillertaler Alpen.

Wir setzen uns, trinken einen Schluck Wasser, und es ist einer dieser Momente, in denen man einfach nur still schaut. Beim Abstieg erwarten uns auf der anderen Seite des Berges vereinzelte Schneefelder, die hier Mitte Juni immer noch anzufinden sind.

Es geht hier quer durch ein Steinfeld, da heisst es „Obacht geben, länger leben!“. Und schon ist es passiert. An ein paar Steinstufen komme ich leicht ins Stolpern – und es knackt kurz.

Selbstverständlich bin ich mit guten Wanderstecken von Leki ausgerüstet – und statt zu stürzen und mich eventuell zu verletzen, hat das Carbonmaterial des Wanderstockes nachgegeben, als ich mich darauf stützte. So konnte ich weiter wandern, wenn auch nur noch mit einem Wanderstock. Den kaputten Stock habe ich natürlich mitgenommen und habe mir von Leki ein Ersatzteil zuschicken lassen.



Einkehr in der Almhütte: Südtirol auf dem Teller
Der Abstieg führt uns zur Plattner Alm, einer urigen Almhütte, die aussieht wie aus einem Bergfilm. Die Terrasse ist sonnenüberflutet, der Geruch von Speck und frischem Brot liegt in der Luft.
Wir bestellen klassische Südtiroler Kost: eine Graupensuppe und ein Tiroler Gröstl. Dazu ein Weißbier für die Mineralien. Obendrauf gibt’s vom Wirt ein Schnapserl. Das Besondere hier oben: Alles schmeckt intensiver. Ob es an der Höhenluft liegt oder daran, dass vieles aus der unmittelbaren Umgebung kommt, sei dahingestellt.
Nach einer guten Stunde brechen wir auf, steigen gemächlich ins Tal hinab und lassen den Blick immer wieder zurück zum Gipfel schweifen.




Abendessen im Hotel Langgenhof: Moderne trifft Tradition
Zurück im Tal, wechseln wir in den kulinarischen Abendmodus. Das Hotel Langgenhof in Stegona bei Bruneck ist ein Haus, das Tradition und Moderne gekonnt verbindet. Die Küche ist bekannt für ihre klaren Linien: regionale Produkte, kreativ interpretiert, ohne zu überladen.
Das Menü beginnt leicht mit einem Tomatencarpaccio mit Garnelen vom Grill und Avocadodip, bevor es mit hausgemachten Bandnudeln mit frischen Pfifferlingen und Kräutern vom Garten als Pastagang weitergeht. Zum Hauptgang gibt es gekochten Rindstafelspitz in der Senfpanade gebraten auf Püree von Bouillonkartoffeln. Zum Dessert eine Variation von der Erdbeere.
Die Atmosphäre im Langgenhof ist entspannt, aber elegant. Hier spürt man, dass gutes Essen nicht nur den Magen füllt, sondern eine Erfahrung ist – eine, die man gern in Erinnerung behält.

Skyscraper auf dem Kronplatz: Fliegen über dem Pustertal
Am letzten Tag unserer Reise wartet noch einmal ein Abenteuer, das uns sprichwörtlich den Boden unter den Füßen wegzieht. Wir fahren mit der Seilbahn von Reischach hinauf auf den Gipfel des Kronplatz, 2.275 Meter hoch. Schon die Auffahrt ist ein Erlebnis: Je weiter wir uns vom Tal entfernen, desto weiter wird der Blick – über Bruneck, die weiten Wiesen, bis zu den gezackten Dolomiten am Horizont.

Oben empfängt uns nicht nur das berühmte Panorama, sondern auch eine Konstruktion, die den Puls steigen lässt: der Skyscraper, eine Riesenschaukel, die hier oben, mitten auf dem Berg, für Adrenalin sorgt.

Das Prinzip ist einfach – und doch wirkt es im Kopf wie ein Sprung ins Ungewisse: Wir werden in einem Gurt gesichert, an Stahlseilen befestigt und dann langsam mit einer Seilwinde rund 15 Meter nach oben gezogen. Dort hängt man, das Tal weit unter sich, und weiß: Der nächste Schritt ist der eigene. Man muss sich selbst ausklinken – und dann gibt es kein Zurück mehr.

Der Moment, in dem das Seil nachgibt, ist pure Schwerelosigkeit. Dann rast der Körper im Bogen durch die Luft, der Wind drückt ins Gesicht, und der Blick wechselt zwischen Himmel und Tal. Unten sieht man winzig die Wanderwege, die wir an den Vortagen gegangen sind, oben die Bergspitzen zum Greifen nah.

Nach wenigen Sekunden pendelt sich die Schaukel aus, doch der Adrenalinschub hält länger. Wir steigen aus, lachen, atmen tief durch – und wissen, dass wir dieses Gefühl nicht vergessen werden.

Bevor wir ins Tal zurückkehren, nehmen wir uns Zeit, den Kronplatz noch einmal in Ruhe zu erleben. Wir spazieren zur Friedensglocke Concordia 2000, die jeden Tag um 12 Uhr erklingt und an Eintracht und Völkerverständigung erinnert. Ein paar Schritte weiter liegt das Messner Mountain Museum Corones, ein architektonisches Meisterwerk von Zaha Hadid, das sich in den Berg schmiegt und Ausblicke wie aus einer anderen Welt bietet.

Abschied mit Weitblick
Dann geht es mit der Bahn zurück ins Tal, vorbei an Wiesen, Wäldern und Höfen. In Sand in Taufers wartet unser Gepäck, und mit dem Auto rollen wir schließlich aus dem Pustertal hinaus.
Diese Tage am Kronplatz haben gezeigt, wie vielseitig eine Bergregion im Sommer sein kann: von stillen Momenten an Wasserfällen über kulinarische Höhenflüge bis zu Adrenalinkicks in schwindelnder Höhe. Und irgendwo zwischen Gipfelpanorama und Kräuterdinner beschleicht einen das Gefühl: Das hier war nicht das letzte Mal.
Disclosure: Wir verbrachten eine kurze, doch unvergesslich schönen Zeit in der Region Kronplatz. Wir danken für die Einladung, ohne die dieser Artikel nicht möglich gewesen wäre. Dennoch bleibt unsere Meinung nicht käuflich. Destinationen, Hotels und Restaurants überzeugen und begeistern mit ihrer Leistung. Dafür nochmals herzlichen Dank!
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