Malaysia kandidiert für die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO – und das mit einem Thema, das auf den ersten Blick simpel erscheint: Frühstück. Doch wer tiefer blickt, erkennt schnell, dass das malaysische Frühstück weit mehr ist als nur die erste Mahlzeit des Tages. Es ist ein Spiegelbild eines ganzen Landes – kulturell, geschmacklich, historisch.
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Frühstück als Kulturerbe: Eine Kandidatur mit Tiefe
Mit der offiziellen Einreichung zur UNESCO im Jahr 2024 bewirbt sich Malaysia darum, seine „Malaysian Breakfast Culture“ als schützenswertes, immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkennen zu lassen. Eine außergewöhnliche Initiative, die nicht nur kulinarische Vielfalt, sondern auch soziale, ethnische und kulturelle Besonderheiten vereint. Diese Nominierung wurde 2023 vom malaysischen Ministerium für Tourismus und Kultur eingereicht und wird derzeit von UNESCO-Gremien geprüft.

Dabei geht es um mehr als bloßes Essen: Frühstück in Malaysia ist ein gesellschaftliches Ereignis. Es bringt Menschen aller Ethnien, Religionen und sozialen Klassen zusammen – an Straßenständen, in einfachen Warungs, modernen Cafés oder auf bunten Märkten. Die morgendliche Mahlzeit ist Treffpunkt, Austauschplattform und gelebte Toleranz in einem.
Wie wichtig die kulinarische Kultur im Allgemeinen für Malaysia und seine Einwohner ist, haben wir selbst beim KL Big Kitchen Festival in der Hauptstadt Kuala Lumpur erlebt.
Kulinarisches Kaleidoskop: Was isst Malaysia zum Frühstück?
Die Vielfalt der Speisen spiegelt die multikulturelle Identität des Landes wider. Malayen, Chinesen, Inder, Peranakan und indigene Gruppen haben alle ihre Einflüsse eingebracht. Die beliebtesten Frühstücksgerichte Malaysias lassen sich kaum in einem Atemzug aufzählen – aber einige Stars stechen besonders hervor.

Nasi Lemak – Das Nationalgericht zum Frühstück
Nasi Lemak ist weit mehr als nur ein Frühstück – es ist ein kulinarisches Nationalsymbol. Es ist die Basis der Malaysian Breakfast Culture. Der Duft von in Kokosmilch gekochtem Reis steigt einem entgegen, garniert mit gerösteten Erdnüssen, knusprigen Anchovis (Ikan Bilis), hartgekochten Eiern, frischer Gurke und dem unverzichtbaren, würzig-scharfen Sambal. Manchmal wird es auch mit Hühnchen, Rindfleisch oder anderen Beilagen ergänzt. Traditionell wird Nasi Lemak auf einem Bananenblatt serviert oder manchmal gar eingewickelt – ein ökologischer und stilvoller To-go-Ansatz.
Ob im Straßencafé, an der Tankstelle oder im Luxushotel – Nasi Lemak ist überall. Und jedes Bundesland, jede Familie, ja fast jeder Straßenstand hat seine eigene Variante.

Roti Canai – Das indisch-malaysische Fladenwunder
Ein Paradebeispiel für kulturelle Verschmelzung ist Roti Canai. Die hauchdünne, in der Luft geschlagene Teigflade stammt ursprünglich aus Südindien und wird in Malaysia zum Frühstücksklassiker. Serviert mit würzigem Kuah Dhal (Linsencurry), Fisch- oder Hähnchen-Curry, ist dieses Gericht sowohl sättigend als auch köstlich aromatisch.
Roti Canai ist ein Erlebnis – zusehen, wie die Teigscheiben gekonnt durch die Luft wirbeln, bevor sie knusprig ausgebacken werden, gehört zum malaysischen Morgenritual. Diese einfache, aber köstliche Speise ist ein Favorit bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen.
Bihun Goreng – Gebratene Reisnudeln mit viel Geschmack
Leicht, würzig und voller Umami: Bihun Goreng, gebratene dünne Reisnudeln, werden mit Sojasauce, Chili, Frühlingszwiebeln, Ei und manchmal mit Garnelen oder Hähnchen serviert. Ein Gericht chinesischen Ursprungs, das mittlerweile fester Bestandteil der nationalen Frühstückskarte ist. Perfekt für alle, die es morgens deftig mögen.

Gulai Ikan – Fischcurry zum Tagesstart
Etwas ungewöhnlich für deutsche Gaumen, aber äußerst beliebt in Malaysia: Gulai Ikan, ein Fischcurry mit Tamarinde, Kokosmilch und Kurkuma. Es wird typischerweise mit Reis oder Roti gegessen – auch zum Frühstück. Der säuerlich-würzige Geschmack ist ein Wachmacher auf ganz eigene Art.
Teh Tarik – Der gezogene Tee mit Schaumkrone
Kein Frühstück in Malaysia ist komplett ohne Teh Tarik – den berühmten „gezogenen Tee“. Der Schwarztee mit Kondensmilch wird mehrmals von einem Becher in den anderen „gezogen“, was ihm seine unverkennbare Schaumkrone und cremige Textur verleiht. Er ist nicht nur Getränk, sondern auch Show und Stolz – oft mit Geschicklichkeit in kleinen Cafés oder bei Straßenständen vorgeführt.
Kaya Toast
Dies ist ein beliebtes Frühstück bei den chinesischen Malaysiern. Es besteht aus geröstetem Brot, das mit Kaya, einer süßen Kokosnuss-Egg-Konfitüre, bestrichen ist. Oft wird es mit Butter und einer Tasse Kaffee oder Tee serviert.

Die Malaysian Breakfast Culture als Spiegel der Nation
Das Frühstück ist in Malaysia eine tägliche Manifestation der kulturellen Harmonie. In kaum einem anderen Land Asiens sitzen Chinesen, Malaien und Inder so selbstverständlich zusammen am Tisch – vereint durch die Liebe zum Essen. Morgens mischen sich Duftnoten von Curryblättern, gedämpftem Reis und frisch gezogenen Teh Tarik in der Luft. Familien, Freunde, Kollegen – alle finden sich zur ersten Mahlzeit des Tages zusammen.
Das „gemeinsame Frühstück“ ist ein sozialer Kitt. Es fördert den interkulturellen Dialog, ermöglicht gelebte Nachbarschaft und bewahrt über Generationen hinweg traditionelle Rezepte und Essgewohnheiten. Dabei übernehmen oft Straßenverkäufer die Rolle kulinarischer Bewahrer – viele von ihnen arbeiten seit Jahrzehnten an ihren mobilen Ständen.

Der Hüter des kulinarischen Erbes: Dato’ Chef Ismail Ahmad
Eine zentrale Figur im Kampf um den Erhalt dieser traditionsreichen Frühstückskultur ist Dato’ Chef Ismail Ahmad. Der prominente malaysische Küchenchef, Master of Malaysian Cuisine, Gastronom und Kulturvermittler engagiert sich leidenschaftlich dafür, die kulinarische Vielfalt seines Heimatlandes zu bewahren und international bekannt zu machen.
Koch Ismail Ahmad hat sich einen Namen gemacht, indem er traditionelle malaysische Rezepte neu interpretiert und ihnen seinen eigenen kreativen Touch verleiht. Seine Fähigkeit, Aromen zu harmonisieren und Gerichte mit modernen Kochtechniken aufzuwerten, hat ihn zu einem der gefragtesten Köche Malaysias gemacht. Darüber hinaus ist er dafür bekannt, hochwertige lokale Zutaten zu verwenden, um sicherzustellen, dass seine Gerichte authentisch und schmackhaft sind.

Bei Veranstaltungen wie dem malaysischen Frühstücksevent in Frankfurt, an dem wir teilnehmen durften, – mit Gästen aus dem ASEAN-Plus-Drei-Konsularverbund – präsentierte Chef Ismail live seine Kochkunst und erklärte die kulturellen Hintergründe der Speisen. Ismail Ahmad hat mit seiner Kreativität und Leidenschaft für gutes Essen dazu beigetragen, dass malaysisches Essen in der globalen Gastronomieszene immer beliebter wird. Sein Ziel: Malaysia nicht nur als Reiseziel, sondern als kulinarische Kulturdestination zu etablieren. Seine Botschaft: Essen ist Identität, Essen ist Brücke, Essen ist Geschichte.
Während seiner Live-Demonstration betonte Chefkoch Ismail, dass er in all seinen Gerichten ausschließlich malaysisches Palmöl verwendet. Er erklärte, dass er bei der Zubereitung malaysischer Traditions- und traditioneller Gerichte auf malaysisches Palmöl aufgrund seiner reichhaltigen Nährstoffe vertraut. Ihm zufolge macht die einzigartige Zusammensetzung des Öls, die Vitamin E, Tocotrienole und andere wichtige Nährstoffe enthält, es zur idealen Wahl für die Zubereitung schmackhafter und gesunder Mahlzeiten, die Malaysias kulinarische Traditionen ehren.
Malaysisches Palmöl
Malaysias Palmölindustrie wird nicht nur für ihren Nährwert, sondern auch für ihr Engagement für Nachhaltigkeit gefeiert. Das Land ist ein Pionier in der nachhaltigen Palmölproduktion und hält sich an strenge Standards im Rahmen der Malaysian Sustainable Palm Oil (MSPO)-Zertifizierung. Diese Zertifizierung stellt sicher, dass das Palmöl auf umweltverträgliche und sozial gerechte Weise produziert wird und den globalen Nachhaltigkeitszielen entspricht. Indem Malaysia nachhaltigen Praktiken den Vorrang gibt, spielt es eine entscheidende Rolle beim Schutz der Artenvielfalt, der Reduzierung der CO2-Emissionen und der Unterstützung des Lebensunterhalts von Kleinbauern.
Darüber hinaus ist malaysisches Palmöl eine vielseitige Zutat, die die globale Ernährungssicherheit unterstützt. Es gilt allgemein als eines der effizientesten Pflanzenöle und liefert im Vergleich zu anderen Ölpflanzen höhere Erträge pro Hektar. Diese Effizienz reduziert den Bedarf an übermäßiger Landnutzung und schützt so zusätzlich natürliche Lebensräume. Für Chefkoch Ismail und unzählige andere stellt die Entscheidung für malaysisches Palmöl nicht nur ein Bekenntnis zu Qualität und Geschmack dar, sondern auch ein Engagement für eine grünere und nachhaltigere Zukunft.

Eine Frühstückskultur auf dem Weg zur Weltbühne
Die UNESCO-Kandidatur ist ein logischer Schritt, um diese einzigartige kulinarische Lebensweise zu schützen und weltweit sichtbar zu machen. Sie ehrt nicht nur die Speisen selbst, sondern das, was sie symbolisieren: Toleranz, Vielfalt, Gemeinschaft und Identität.
Ein Frühstück in Malaysia ist niemals bloß eine Mahlzeit – es ist ein Ritual, eine Einladung zur Teilhabe an einer vielstimmigen Kultur. Es zeigt: Hier ist die Welt zu Hause, am Esstisch.
Fazit: Was wir von der Malaysian Breakfast Culture lernen können
Während in vielen westlichen Ländern Frühstück oft zur schnellen Pflichtübung geworden ist, lebt Malaysia vor, wie kraftvoll und verbindend eine gemeinsame Mahlzeit am Morgen sein kann. Die Malaysian Breakfast Culture zeigt, wie Essen Brücken bauen kann – zwischen Kulturen, Generationen und sozialen Schichten.
Insgesamt ist die malaysische Küche eine kulinarische Entdeckungsreise, die es wert ist, erkundet zu werden. Mit ihrem reichen kulturellen Erbe, ihren vielfältigen Aromen und ihrer Fülle an köstlichen Gerichten bietet sie für jeden Geschmack etwas. Dank Köchen wie Ismail Ahmad wird die malaysische Küche immer mehr geschätzt und genossen. Wenn Sie malaysisches Essen probieren möchten, lassen Sie sich von den verschiedenen Geschmacksrichtungen und Gerichten verzaubern, die diese faszinierende Küche zu bieten hat.
Und ja: Diese Kultur verdient definitiv einen Platz auf der Liste des immateriellen UNESCO-Weltkulturerbes.

Disclosure: Dieser Artikel entstand mit Unterstützung Ihrer Exzellenz, der Botschafterin von Malaysia, Dr. Adina Kamarudin, in Berlin, Mohd Fadzli, Generalkonsul von Malaysia in Frankfurt und dem Malaysischen Generalkonsulat in Frankfurt, Rosita Heilek vom Malaysia Club Deutschland sowie Malaysia Tourismus. Einen ganz besonderen Abend verbrachten wir beim Gala Dinner des Malaysia Club Deutschland – zu dem wir auch den Kollegen Wolfgang Faßbender wiedertrafen. Mein spezieller Dank geht an alle sehr sympathischen Menschen, die mich bei meiner Recherche unterstützt haben.