Home LifestyleGAP Rasende Rentner: Wie gesund ist Abfahrt-Ski für die Generation 60+?

Rasende Rentner: Wie gesund ist Abfahrt-Ski für die Generation 60+?

by Götz A. Primke

TouristischeRunde_Jan2011_01Immer mehr Skigebiete bemühen sich mittlerweile gezielt um Wiedereinsteiger im fortgeschrittenen Alter. Eigene Skikurse für Best Ager etwa bietet Michaela Gerg-Leitner in Lenggries an. Die ehemalige Rennläuferin, fünffache deutsche Meisterin und Gewinnerin der Bronze-Medaille 1989 in Vail, offeriert in ihrer Skischule Kurse für Wiedereinsteiger, in denen diese in drei Tagen im Skigebiet Brauneck die anfänglichen Ängste überwinden und neue Lust am Skifahren bekommen sollen. Eine Runde von Reisejournalisten, PR-Beratern und Wissenschaftlern beschäftigte sich im Januar mit der Frage, wie gesund skifahren für die Silver Surfer, Best Ager, Senioren, Rentner – kurz: alle über 60 Jahre – sein mag.

Eine neue wissenschaftliche Studie beschäftigt sich mit der positiven gesundheitlichen Auswirkung des Skisports auf ältere Menschen. Ein Forscherteam hat in Zusammenarbeit mit sieben Forschungseinrichtungen eine Saison lang Probanden der Generation 60 plus medizinische begleitet. Der Salzburger Prof. Erich Müller stellte die Studie vor. Mindestens genauso wichtig wie die richtige Bekleidung für Wiedereinsteiger ist das Sportgerät. Auch für Destinationen, wie etwa das Kleinwalsertal, sind Wiedereinsteiger ein großes Thema – und nicht nur die im sogenannten besten Alter. Es geht auch darum, jüngere Leute, die als Kinder Skifahren gelernt haben, nach möglicherweise mehrjähriger Abstinenz wieder fürs Skifahren zu begeistern. Wie das möglich ist, berichtete Augustin Kröll, Fellhornbahn/Kleinwalsertaler Bergbahn AG.

TouristischeRunde_Jan2011_02_Michaela_GergDie ehemalige deutsche Skirennläuferin Michaela Gerg-Leitner gewann in ihrer Karriere neben vier Weltcuprennen bei der Weltmeisterschaft 1989 in Vail die Bronzemedaille im Super-G. Ihre Stärken lagen vor allem in den schnellen Disziplinen wie der Abfahrt und dem Super-G. Sie gewann fünf deutsche Meistertitel gewinnen, 1982 in der Abfahrt, 1984 und 1986 im Slalom und 1987 und 1989 im Riesenslalom. Fünfmal war sie DM-Zweite und zweimal wurde ihr der „Goldene Ski“ verliehen. Es handelt sich dabei um die höchste Auszeichnung, die der Deutsche Skiverband jährlich vergibt. Mittlerweile bietet sie in ihrer Skischule Wiedereinsteigerkurse für Senioren an. Mit Konditionstraining für die Ungeübten. Und extra geschulten Skilehrern, die auf die ältere Generation eingehen. Denn je älter man wird, umso mehr steigt die Angst vor dem Wiedereinstieg, mehr noch: die Angst vor Verletzungen, schweren Brüchen. So stellte sich die Frage, ob auch Pisten gezielt für ältere Skifahrer ausgezeichnet werden sollten? Oder sollte es mehr einfache Pisten geben? Welche weiteren Angebote brauchen Destinationen und Skischulen für die ältere Zielgruppe?

Für Ski-Rennfahrer ist Skifahren sicherlich eine Ganzjahressportart. Aber für welchen normalen Menschen, welchen Freizeitsportler ist sie das? Wer betreibt wirklich zwischen April und November gezieltes Skitraining mit den Schwerpunkten auf Kraft und Balance? Keiner!

Meine Kollegin Lilo Solcher stellte die Frage, ob Skikurse wegen des positiven Gesundheitsaspekts von den Krankenkassen gefördert werden könnten. Eine interessante Frage. Ich würde sie nur bejahen, wenn diejenigen auch das Jahr über Sport treiben, da so die Verletzungsgefahr geringer ist.

Michi Gerg vertrat in der Veranstaltung die Meinung, dass Abfahrtski leichter sei als Langlauf für Best Ager. Was meint Ihr? Ich denke, dass gerade ältere Menschen lieber flache Strecken laufen – von daher Langlauf angenehmer ist. Außerdem wird der gesamte Bewegungs- und Muskelapparat des menschlichen Körpers gefördert und gefordert. Im Gegenteil, ich regte an, doch auch Loipen für die Generation 60+ zu entwickeln. Herr Kröll von der Fellhornbahn/Kleinwalsertaler Bergbahn AG, nahm die Idee auf und will dies für Oberstdorf prüfen. Also, vielleicht wird Oberstdorf demnächst das Mekka der älteren Skifahrer?

Ein weiterer Trend kam erst ganz zum Schluss zur Sprache: Die Feminisierung des Skifahrens. Zwei Drittel der Senioren sind Frauen. Hier gibt es noch viel Potential für kleinere Skigebiete.
Ein Fazit zog Herr Kröll für sich:“ Wir müssen noch gewaltig zulegen.“ – und dies gilt sicher nicht nur für seine Destination.

Zur Studie:
In der Langzeitstudie sollte deshalb untersucht werden, wie sich alpines Skifahren auf das körperliche und seelische Wohlbefinden älterer Menschen auswirkt. Dazu wurden 27 Männer und Frauen zwischen 62 und 67 Jahren eingeladen, 30 Skitage im Salzburger Land zu verbringen und in kleinen Gruppen mit einem Skilehrer ihre Fitness zu testen. Fünf stiegen während der Zeit aus, zwei verletzten sich. Bei insgesamt 627 Skitagen liege das „etwas über der Norm“, so Müller.
Sportmedizinische Tests wurden vor und nach den Pistentagen gemacht. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass sich Alpin-Skifahren positiv auf Körper und Geist älterer Menschen auswirkt. So könne Skifahren die Bewegungskoordination ebenso verbessern wie den Gleichgewichtssinn, die Ausdauer und die soziale Zufriedenheit, resümiert Müller. Das Beanspruchungs- und Belastungsprofil der Teilnehmer habe gezeigt, dass sie das Skifahren nicht als anstrengend wahrgenommen hätten. Im Gegenteil: „Trotz subjektiver Ermüdung haben wir ein hohes Maß an Selbstzufriedenheit festgestellt.“ Allerdings räumt Müller „die Gefahr der Überforderung in einer Gruppe“ ein. Wichtig sei es, auf den eigenen Körper zu hören, öfter auch mal eine Pause zu machen. Nur dann könne Skifahren als „freudvoll“ empfunden werden.

Mehr Infos gibt es bei Lilos Reisen.

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