Home Essen & Trinken Landgasthof zur krummen Linde: Dorflokal mit Luxus-Gehabe

Landgasthof zur krummen Linde: Dorflokal mit Luxus-Gehabe

by Götz A. Primke
Restaurant_Krumme_Linde_Stolpe_003
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Brandenburg: Kulinarische Ödnis? Oder unterschätzte Gastrogenüsse? Dieser Besuch im Landgasthof zur krummen Linde spiegelt den Widerstreit zwischen genau diesen beiden Extremen. Ein entspanntes Essen nach der ITB kann auch mal zum Geschmacks-Flop werden. Der Landgasthof zur krummen Linde war eine Empfehlung. Angeblich soll es hier gutes Wiener Schnitzel geben. Da ich als in München lebender Berliner oft und gern bei unseren österreichischen Freunden bin bzw. in alpenländischen Restaurants esse, weiß ich, wie ein richtig gutes Wiener Schnitzel aussehen und schmecken sollte. Das Gegenteil davon serviert der Landgasthof zur krummen Linde in Hohen-Neuendorf bei Stolpe.

Ich war gern bereit, mal wieder ein Restaurant im brandenburgischen Umland meiner Spandauer Heimat zu testen. Stolpe liegt nordwestlich von Berlin. Doch sorry, das Wiener Schnitzel, das ich hier bekam, war einfach nur trocken, ziemlich geschmacksneutral – und preislich eine totale Unverschämtheit. Für 20,80 Euro steht hier das Original Wiener Schnitzel vom Kalb mit Märkischem Kartoffel-Gurken-Salat auf der Karte. Wo ist der Gasthof? Auf dem Ku’damm? Auf den Champs-Elysées? Am Stephansdom? Nein, zur Erinnerung: in Hohen-Neuendorf bei Stolpe. Auch die anderen Gerichte haben eher gesalzene Preise. Liegt das an einer Feinschmecker-Empfehlung (bei der ich mich frage, wie sie zustande kam), oder am Golfclub Stolper Heide, der in der Nähe liegt? Am zahlungskräftigen Publikum aus Frohnau, Heiligensee und Spandau?

Wenn selbst bei der Nußbaumerin, einem feinen österreichischen Restaurant am Ku’damm, ein wirklich sehr gutes Wiener Schnitzel 15,90 Euro kostet, was bitte haben die Wirte der krummen Linde bei der Kalkulation ihrer Speisekarte geraucht? Sogar im Ö1 im teuren München-Schwabing kostet das Wiener Schnitzel 16,90 Euro.

Landgasthof zur krummen Linde: Aufwendig restauriert und erweitert

Auch sonst zeigt sich die Küche ambitioniert und hochpreisig. Das Kölsche Gericht Himmel un Äd (Himmel und Erde) kostet in Stolpe 10,90 Euro, im original kölschen Restaurant Coellner im Paragraph CIP in München-Schwabing lediglich 9,20 Euro. Hier kommen schon mal edle Zutaten in die Küche und auf den Teller. Doch zeigen auch die Kommentare anderer Gäste auf Qype und Restaurant-Kritik.de, dass es reichliche Tiefen gibt.

Der bereits 1761 erbaute Landgasthof zur krummen Linde wurde 1996 aufwendig restauriert und um zwei Etagen erweitert. Innen ist das Lokal urig eingerichtet, laut Selbstbeschreibung eine „Kombination aus traditionellem Interieur, wie klassischen Tischen aus hellem Ahorn, dunklen Holzbalken an Decke und Wänden oder einem kupfernen Tresen im Schankraum gepaart mit fürsorglich gewählter Dekoration und besonderer Liebe zum Detail“. Nun ja, die Hardware mag ja da sein, an der Software mangelt es doch noch erheblich.

Interessanterweise pflegt der Landgasthof zwei Webseiten: eine alte hier und eine neue dort.

Das Fazit überlasse ich gern Rainald Grebe: „Nimm‘ Dir Essen mit, wir fahren nach Brandenburg.“

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